Für neue Autoren:
kostenlos, einfach und schnell
Für bereits registrierte Autoren
Seiten: (ca.) 5
Erscheinungsform: Deutsche E-Book Ausgabe
Erscheinungsdatum: 3.2.2016
ISBN: eBook 9783959121811
Format: ePUB
Erich Fromm war der erste Psychoanalytiker, der die Bedeutung der Psychoanalyse für die Kunst des Lebens, die ‚ars vivendi‘, erkannte und in den Siebziger Jahren eine Psychologie der Kunst des Lebens skizzierte. Fromm plädiert dafür, von den „Meistern des Lebens“ zu lernen, was Fromm selbst tatsächlich lebenslang tat. Bei ihnen kann man lernen, dass das Leben selbst eine Kunst ist, die erlernt werden muss und durch keine Technik ersetzt werden kann. Der Beitrag ‚Von der Kunst des Lebens‘ sollte ursprünglich das 1976 erschienene Buch ‚Haben oder Sein‘ einleiten.
(On the Art of Living)
Erich Fromm
(1993c)
Als E-Book herausgegeben und kommentiert von Rainer Funk[1]
Aus dem Amerikanischen von Rainer Funk.
Der Text wurde ursprünglich 1975 in englischer Sprache als Einleitung zum Buch Haben oder Sein verfasst, aber dann doch nicht veröffentlicht. Die von Rainer Funk besorgte deutsche Übersetzung wurde erstmals unter dem Titel Von der Kunst des Lebens in E. Fromm, Leben zwischen Haben und Sein, Freiburg im Breisgau (Herder Verlag) 1993, S. 17-22, veröffentlicht.
Die E-Book-Ausgabe orientiert sich am (virtuellen) Band 10 der Erich Fromm Gesamtausgabe in zwölf Bänden, München (Deutsche Verlags-Anstalt und Deutscher Taschenbuch Verlag) 1999, S. 366-369.
Die Zahlen in [eckigen Klammern] geben die Seitenwechsel in der Erich Fromm Gesamtausgabe in zwölf Bänden wieder.
Copyright © 1993 by The Estate of Erich Fromm; Copyright © als E-Book 2016 by The Estate of Erich Fromm. Copyright © Edition Erich Fromm 2016 by Rainer Funk.
Die Vorstellung, die Kunst des Lebens sei etwas Leichtes, ist relativ neu. Natürlich gab es schon immer Menschen, die glaubten, wenn sie nur zu Vergnügen, Macht, Ruhm und Reichtum gelangten, dann wären sie glücklich, und das, was sie zu lernen hätten, sei nicht die Kunst des Lebens, sondern wie man erfolgreich genug werde, um sich die Mittel für ein gutes Leben zu beschaffen. Im Unterschied zu solchen Menschen und Gruppierungen, die den Grundsatz eines radikalen Hedonismus praktizierten, hatten offensichtlich alle Kulturen ihre Meister des Lebens und ihre Meister des Denkens. Diese verkündeten, dass gut zu leben, eine Kunst ist, die es erst zu erlernen gilt, und dass das Erlernen dieser Kunst Anstrengung, Hingabefähigkeit, Verstehen und Geduld erfordert. Und sie vertraten die Auffassung, die Kunst des Lebens sei die wichtigste, die der Mensch lernen müsse.
Heute hingegen erklären jene, die den Menschen beibringen, wie man lebt – die Psychologen, die Soziologen, die Politiker –, dies sei ganz einfach. Man müsse dafür eigentlich nur ein paar Ratgeber-Bücher lesen. Wie konnte es zu diesem erstaunlichen Wandel kommen? Wie konnte es zu dem Glauben kommen, die Kunst des Lebens sei leicht zu erlernen und das einzig Schwierige sei, das Know-how zu leben?