Psychische Bedürfnisse und Gesellschaft

Psychische Bedürfnisse und Gesellschaft

(Man and Society)

Erich Fromm
(1992f [1956])

Als E-Book herausgegeben und kommentiert von Rainer Funk
Aus dem Amerikanischen von Rainer Funk.

Der aus einem 1956 gehaltenen Vortrag hervorgegangene Beitrag Psychische Bedürfnisse und Gesellschaft wurde erstmals 1992 in deutscher Übersetzung von Rainer Funk in Band 7 der „Schriften aus dem Nachlass“, der den Titel Gesellschaft und Seele. Sozialpsychologie und psychoanalytische Praxis trägt, beim Beltz Verlag in Weinheim veröffentlicht. Reprint als Heyne Sachbuch 1995 beim Heyne Taschenbuchverlag in München. Überarbeitet fand der Beitrag 1999 Aufnahme in Band XII der Erich Fromm Gesamtausgabe in zwölf Bänden, München (Deutsche Verlags-Anstalt und Deutscher Taschenbuch Verlag), S. 131-137. – Die Erstpublikation des Beitrags in der englischen Originalsprache unter dem Titel Psychic Needs and Society erfolgte 2010 in E. Fromm, Beyond Freud: From Individual to Social Psychoanalysis, S. 75-82, bei der American Mental Health Foundation, New York.

Die E-Book-Ausgabe der einzelnen Beiträge dieses Sammelbandes orientiert sich an der Textfassung in Band XII der Erich Fromm Gesamtausgabe in zwölf Bänden, München (Deutsche Verlags-Anstalt und Deutscher Taschenbuch Verlag) 1999, S. 131-137.

Die Zahlen in [eckigen Klammern] geben die Seitenwechsel in der Erich Fromm Gesamtausgabe in zwölf Bänden wieder.

Copyright © 1992 by The Estate of Erich Fromm; Copyright © als E-Book 2015 by The Estate of Erich Fromm. Copyright © Edition Erich Fromm 2015 by Rainer Funk.

Will man den Menschen verstehen, muss man von den besonderen Bedingungen der menschlichen Existenz ausgehen.[1] Der Mensch ist ein Tier und er ist kein Tier. Er ist innerhalb der Natur und er transzendiert sie. Er ist sozusagen eine Laune der Natur. Er ist das einzige Lebewesen, das sich seiner selbst bewusst ist. Diese besondere Situation – in der Natur zu sein und sie zu transzendieren, ein Bewusstsein seiner selbst bei einem Minimum an instinktiver Entwicklung zu haben – zeichnet nur den Menschen aus. Das Tier wird in seinen Lebensvollzügen im wesentlichen von Instinkten gelenkt. Das Leben des Tieres ist das Ergebnis der Ausstattung und der Begabung, die die Natur ihm gegeben hat. Der Mensch hat hiervon nur wenig.