Zusammenfassung
Hier verweist Fromm auf die Irrationalität des militärischen und politischen Versuchs, die Zukunft durch Vernichtungsdrohungen und Abschreckungsstrategien sichern zu wollen. Fromm lässt sich dabei auf die Argumentationen ein, mit denen die abschreckende atomare Hochrüstung begründet wird, um auf deren innere Widersprüchlichkeit und maskierte Hoffnungslosigkeit hinzuweisen und diese mit der Logik einer konsequenten Friedenspolitik zu konfrontieren.
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
- Gründe für eine einseitige Abrüstung
- Literaturverzeichnis
- Der Autor
- Der Herausgeber
- Impressum
Gründe für eine einseitige Abrüstung
(The Case for Unilateral Disarmament)
Erich Fromm
(1960c)
Als E-Book herausgegeben und kommentiert von Rainer Funk
Aus dem Amerikanischen von Liselotte und Ernst Mickel.
Erstveröffentlichung unter dem Titel The Case for Unilateral Disarmament in: Daedalus, Journal of the American Academy of Arts and Sciences, Cambridge, Mass. (Wesleyan University Press) 1960, S. 1015-1028. Eine erste deutsche Übersetzung von Liselotte und Ernst Mickel erschien in der Erich Fromm Gesamtausgabe in zehn Bänden, Stuttgart (Deutsche Verlags-Anstalt) 1981, Band V, S. 213-224. Ebenfalls 1981 wurde der Beitrag in den Sammelband Über den Ungehorsam und andere Essays aufgenommen, der bei der Deutschen Verlags-Anstalt Stuttgart als Hardcover-Ausgabe und später beim Deutschen Taschenbuch Verlag in München als Taschenbuch herauskam.
Die E-Book-Ausgabe orientiert sich an der von Rainer Funk herausgegebenen und kommentierten Textfassung der Erich Fromm Gesamtausgabe in zwölf Bänden, München (Deutsche Verlags-Anstalt und Deutscher Taschenbuch Verlag) 1999, Band V, S. 213-224.
Die Zahlen in [eckigen Klammern] geben die Seitenwechsel in der Erich Fromm Gesamtausgabe in zwölf Bänden wieder.
Copyright © 1960 by Erich Fromm; Copyright © als E-Book 2015 by The Estate of Erich Fromm. Copyright © Edition Erich Fromm 2015 by Rainer Funk.
Es besteht kaum ein Zweifel, dass der Vorschlag einer einseitigen Abrüstung[1] – im weiten Sinn eines bedingungslosen Abbaus der gesamten militärischen Einrichtungen eines Landes – in der nächsten Zukunft weder für die Vereinigten Staaten noch für die Sowjetunion annehmbar sein wird. Daher möchte ich in diesem Aufsatz, soweit er sich mit praktischen Vorschlägen für eine Rüstungskontrolle befasst, ein anderes, wenn auch stark eingeschränktes Konzept einer einseitigen Abrüstung vorschlagen. Mir geht es dabei um das, was Charles Osgood (1960) „schrittweises einseitiges Handeln (oder disengagement)“ genannt hat und was man auch eine „einseitige Initiative für praktische Schritte in Richtung auf eine Abrüstung“ nennen könnte. Meiner Auffassung liegt die Idee einer radikalen Änderung unserer multilateralen Abrüstungsverhandlungen zugrunde. Diese Änderung bedeutet, dass wir unsere gegenwärtige Verhandlungsmethode aufgeben, bei der jedes Zugeständnis, das wir machen, von einem entsprechenden garantierten Zugeständnis von Seiten der Russen abhängt, und dass wir statt dessen einseitig schrittweise abrüsten in der Erwartung, dass die Russen das Gleiche tun und dass auf diese Weise der gegenwärtige tote Punkt in den Verhandlungen über eine universale Abrüstung überwunden wird.
Der Grundgedanke dieser Politik einer schrittweisen einseitigen Abrüstung lässt sich nicht besser beschreiben, als es Osgood getan hat, der meines Wissens als erster diese Idee in zwei glänzenden und tiefgründigen Aufsätzen (1959; 1960) entfaltet hat. Er schreibt (1959, S. 316):
Um den Feind auf möglichst wirksame Weise dazu zu bringen, dass er bei einer einseitigen Aktion nachzieht, sollte diese Aktion
1. für die Seite, die sie durchführt, im Falle eines militärischen Angriffs unverkennbar nachteilig sein, ohne sie jedoch völlig zu blockieren;
Details
- Seiten
- Erscheinungsform
- Deutsche E-Book Ausgabe
- Erscheinungsjahr
- 2015
- ISBN (ePUB)
- 9783959120760
- Sprache
- Deutsch
- Erscheinungsdatum
- 2015 (September)
- Schlagworte
- Erich Fromm Psychoanalyse Militär Abrüstung Kalter Krieg Sozialpsychologie