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Schluss mit Schnarchen! Die besten Tipps für eine ruhige Nacht

©2015 0 Seiten

Zusammenfassung

Mehrere hunderttausend Menschen in Deutschland leiden unter dem Schnarchen. Dabei geht es nicht immer nur um das lästige Geräusch; oft ist Schnarchen vielmehr Symptom für eine wirklich gefährliche Krankheit: das Obstruktive Schlafapnoesyndrom, das mit häufigen und lang anhaltenden Atemstillständen im Schlaf einhergeht.

Wenn Untersuchungen im Schlaflabor die Diagnose bestätigen, stehen dem Patienten eine Reihe von therapeutischen Möglichkeiten offen. Daneben kann er selbst einiges tun, um sein „Schnarchrisiko“ zu vermeiden. Eine gesunde Lebensweise gehört dazu.

Das vorliegende Buch will nicht nur den Betroffenen selbst, sondern auch ihren Partnern und Freunden helfen, richtig mit dem Schnarchen umzugehen. Es darf auf keinen Fall verniedlicht werden oder Anlass für dumme Witze sein, denn diese Haltung wird der Bedeutung dieser häufigen Schlafstörung nicht gerecht. Das Buch will aufklären und zugleich Hilfe zur Selbsthilfe geben.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Schluss mit Schnarchen! Die besten Tipps für eine ruhige Nacht
  • Inhalt
  • Vorwort
  • I. Was ist eigentlich Schnarchen?
  • II. Schlaf und Schlafstörungen
  • Schlaf - ein zyklischer, hochaktiver Prozess
  • Tief- und Traumschlaf wechseln sich ab
  • Der Schlaf ist gestört
  • III. Schnarchen und Atmung
  • Atmung - ein unbewusster Vorgang
  • Schwerarbeit für die Luft
  • IV. Wo die Schnarchgeräusche herkommen
  • Was alles schwingt und knattert
  • Schnarchen - eine typische Nachtarbeit
  • Wenn die Luft knapp und das Schnarchen zur Gefahr wird
  • V. Der Krach ist das geringste Übel: So beeinträchtigt das Schnarchen die Gesundheit
  • Wie laut kann Schnarchen sein?
  • Tagesschläfrigkeit
  • Folgen für Herz und Kreislauf
  • „Hilfe, ich halte das nicht mehr aus“ - Partnerprobleme
  • VI. Ist Schnarchen Männersache?
  • Frauen schnarchen seltener
  • Schnarchen in der Schwangerschaft
  • Auch Kinder können schnorcheln
  • Die Mandeln müssen heraus
  • VII. Was Schnarchen begünstigt und was Sie selbst tun können
  • Die Schnarchfamilie
  • Weg mit den Pfunden
  • Trinke Alkohol und du schnarchst garantiert
  • Auch Medikamenten können das Schnarchen fördern
  • Schaffen Sie sich eine gesunde Atmosphäre
  • Zwingen Sie sich nicht zum Schlafen
  • Auf der Seite geht es besser
  • Schnarchen und Älterwerden
  • Verstopfte Nase
  • VIII. Sinn und Unsinn von Hausmitteln gegen das Schnarchen
  • IX. So hilft Ihnen der Arzt
  • Beginnen Sie mit einem Selbsttest
  • Der Hausarzt
  • Der Schlafmediziner (Somnologe)
  • Der Pneumologe
  • Der Hals-Nasen-Ohren-Arzt
  • Der Kardiologe
  • Der Neurologe und Psychiater
  • Der Kieferchirurg
  • Weitere Ärzte
  • So kann Ihr Schlaf zu Hause untersucht werden
  • X. Sie übernachten in einem Schlaflabor
  • Kann man unter Laborbedingungen überhaupt schlafen?
  • Was ist ein Polysomnogramm?
  • Ertragen Sie geduldig den „Kabelsalat“
  • 800 Seiten beschriebenes Papier
  • Machen Sie ein Nickerchen
  • XI. So machen Sie der Atemluft Druck
  • Moderne Technik für Ihre Sicherheit und Bequemlichkeit
  • Mit diesen Problemen müssen Sie rechnen
  • Andere Geräte
  • „Lebenslänglich“ für Ihre Schlafmaske
  • XII. Wann eine Operation Ihnen etwas bringt
  • Freiheit für den Nasenraum
  • UPPP - ein Zungenbrecher mit umstrittenem Ruf
  • Mit Radiowellen gegen Schnarchgesang (Somnoplastik)
  • Manchmal hilft der Kieferchirurg
  • Das letzte Mittel: Der Luftröhrenschnitt
  • Kostenübernahme durch die Krankenkassen
  • XIII. Medikamente und Sauerstoff
  • XIV. Schnarcher in Geschichte und Literatur
  • Adressen
  • Zu den Co-Autoren:

Vorwort

Unlängst kam ein Patient in meine Sprechstunde, der seit vielen Jahren schnarcht. Die Partnerin hatte ihn geschickt, und beide erzählten mir, wie sich sein Schnarchen im Laufe der Jahre so weit verschlimmert hat, dass die Frau nicht mehr im selben Zimmer schlafen kann. Zugleich erzählte sie besorgt, sie habe den Eindruck, ihr Mann ersticke im Schlaf. Ganze Nächte liege sie wach und horche auf jedes Geräusch, das ihr Mann im Schlaf macht. Aus Angst wecke sie ihn andauernd, so dass beide am Tage wie gerädert und todmüde sind. Das habe sich schon so weit verschlimmert, dass sie in ihrer Arbeit nachgelassen und Probleme mit ihren Arbeitgebern bekommen haben. Sie fühlen sich so schwach, dass sie zu jeder beliebigen Tageszeit einschlafen könnten. Unlängst war es dem Mann sogar passiert, dass er auf dem Weg zur Arbeit im Auto an einer roten Ampel eingeschlafen war. Nur das Hupkonzert der wütenden Autofahrer hinter ihm hatte ihn wieder aufgeweckt.

So wie diesem Mann geht es mehreren hunderttausend Menschen in Deutschland: Sie schnarchen nicht nur einfach und erzeugen ein lästiges Geräusch. Ihr Schnarchen ist vielmehr Symptom für eine wirklich gefährliche Krankheit: das Obstruktive Schlafapnoesyndrom, das mit häufigen und lang anhaltenden Atemstillständen im Schlaf einhergeht. Diesen Menschen kann und muss geholfen werden. Wenn Untersuchungen im Schlaflabor die Diagnose bestätigen, stehen dem Patienten eine Reihe von therapeutischen Möglichkeiten offen. Daneben kann er selbst einiges tun, um sein „Schnarchrisiko“ zu vermeiden. Eine gesunde Lebensweise gehört dazu.

Vielfältige Untersuchungen beweisen, dass Schnarcher – und nicht nur die krankhaften – mit zahlreichen Problemen zu kämpfen haben. In einer Studie des Dortmunder Schlafmedizinischen Zentrums ist von Tritten die Rede, die der Schnarcher nachts von seinem Bettgenossen erhält. Das amerikanische Penn State College of Medicine in Herschey hat festgestellt, dass junge Schnarcher ein anderthalb mal höheres Risiko haben, an Bluthochdruck zu erkranken, als Menschen, die nicht schnarchen.

Das vorliegende Büchlein will daher nicht nur den Betroffenen selbst, sondern auch ihren Partnern und Freunden helfen, richtig mit dem Schnarchen umzugehen. Es darf auf keinen Fall verniedlicht werden oder Anlass für dumme Witze sein. Denn diese Haltung wird der Bedeutung dieser häufigen Schlafstörung nicht gerecht. Das Buch will aufklären und zugleich Hilfe zur Selbsthilfe geben. Denn – wie auch im Falle des erwähnten Patienten – die richtige Behandlung ermöglicht Schnarchern, wieder ein ganz normales Nacht- und Tagleben zu führen.

Riccardo A. Stoohs

I. Was ist eigentlich Schnarchen?

Zunächst einmal ist das Schnarchen ein äußerst lästiges Geräusch, das beim Ein-, seltener beim Ausatmen entsteht und fast nie den Schnarcher selbst, sondern nur Bettgefährten, oft auch Zimmer- und Wohnungsnachbarn zur Raserei treibt. Da hilft kein Rütteln, kein Betteln oder Drohen: Nach einer kurzen Pause, in der das überreizte Schnarch-Opfer kaum selbst zur Ruhe findet, setzt der Lärm wieder ein. Schnarcher scheinen unerbittlich zu sein. Viele geplagte Ehefrauen und – seltener – Ehemänner sehen oftmals nur als Ausweg, entweder die Ohren zu verstöpseln oder das gemeinsame Schlafzimmer zu verlassen. Schlechte Laune, Müdigkeit und nicht selten ernste Partnerprobleme sind die unausbleiblichen Folgen der störenden Nachtmusik.

Dabei schnarcht niemand absichtlich oder mit boshaften Hintergedanken. Schnarcher wissen meist gar nicht, welche Geräuschkulisse sie erzeugen. Auch gute Vorsätze, heute Nacht nicht zu schnarchen, helfen leider nichts. Denn Schnarchen ist körperlich bedingt und findet grundsätzlich nur im Schlaf statt: In der Zeit, in der sich unser Körper eigentlich erholen soll und daher alle Muskeln erschlaffen. Diese allgemeine Entspannung macht das Schnarchen überhaupt erst möglich: Denn ebenso wie die Muskelgruppen in Bauch, Rücken, Schultern und allen anderen sichtbaren Bereichen relaxen auch die Muskeln, die verborgen Mund und Rachen unter Spannung halten. Fällt diese Spannung im Schlaf weg, schwingen und vibrieren die weichen Teile in unserem Schlund munter bei jedem Atemzug vor sich hin. Was sich hier so harmlos anhört, kann leicht die Lautstärke eines Presslufthammers erreichen und überschreitet so die Grenze des Erträglichen. Zumindest für die Zuhörer. Wenn aber die Muskelerschlaffung schuld am Schnarchen ist, wieso schnarcht dann nicht jeder? Und wieso erzeugen auch Schnarcher sehr unterschiedlich geartete und laute Töne? Darauf gehen wir einige Seiten weiter hinten ein. Vorab nur so viel: Schnarcher haben noch andere körperliche Besonderheiten, ohne die sie kein einziges Sägen zu Stande bringen. Meist ist eine Verengung der oberen Atemwege schuld. Oftmals arbeiten mehrere Ursachen zusammen, die unterschiedlich stark wirken. Oder es sind unterschiedliche Gewebe im Rachenraum betroffen. Daher die Nuancen in Art, Lautstärke und Intensität.

Neben den vielen harmlosen Schnarchern, die wirklich nur eine nervende Geräuschkulisse erzeugen und am nächsten Tag putzmunter und ausgeruht aufstehen, gibt es zwei weitere Gruppen von Schnarchern: Die einen, die ebenfalls regelmäßig schnarchen, aber tagsüber häufig unter Müdigkeit leiden. Und die krankhaften Schnarcher, bei denen es zu wiederholten Atemaussetzern während des Schlafs kommt, deren Ende durch heftiges, ja explosionsartiges Einatmen und Schnarchen begleitet wird. Dieses Schnarchen, das mit Atemaussetzern einhergeht, wird auch Schlaf-Apnoe, genannt und deutet auf die bedrohliche Tatsache hin, dass der Rachen über das Normale hinaus verengt ist und sich im Schlaf ganz verschließt. Sauerstoffmangel mit all seinen gefährlichen Begleiterscheinungen ist die Folge. Hier kann nur der Arzt helfen. Mehr dazu in Kapitel IV und den folgenden. Wer tagsüber regelmäßig müde ist und von seinem Partner erfährt, dass er nachts Atemaussetzer hat, sollte schleunigst seinen Hausarzt, einen Lungenfacharzt, einen HNO-Arzt oder – wenn er ihn kennt – einen Schlafspezialisten (auch Somnologe genannt) aufsuchen. Denn: Schnarchern kann geholfen werden. Wenn auch die Erwartungen an den Arzt realistisch sein sollten – nicht in jedem Fall kann das Schnarchen ganz abgestellt werden: Fast immer aber wird, wenn nicht ganz geheilt werden kann, eine deutliche Linderung erzielt. Im Falle der Schlaf-Apnoe ist ein sicherer Schutz vor ernsthaften Begleiterscheinungen garantiert. Also Aussichten, die es lohnenswert machen, das Problem nun wirklich und endlich anzugehen.

II. Schlaf und Schlafstörungen

Schlafen ist lebensnotwendig. Der Philosoph Arthur Schopenhauer formulierte es so: „Der Schlaf ist für den Menschen, was das Aufziehen für die Uhr.“ Nun brauchen wir heutzutage unsere Quarzuhren nicht mehr aufziehen. Wir Menschen indes benötigen auch im digitalen und Informationszeitalter, in dem wir eigentlich keine Zeit zum Schlummern haben, dringend unseren Schlaf. Nicht unbedingt acht Stunden – manche mehr, manche weniger. Aber eine Aus-Zeit benötigen Körper und Geist auf alle Fälle. Warum, ist noch nicht bis ins Letzte erforscht. Wer allerdings nicht oder zu wenig schläft, wird müde. Also erfrischt der Schlaf,   bietet Erholung und baut Energiereserven auf. Mit den Träumen hilft er zudem, Geschehnisse des Tages zu verarbeiten, unwichtigen Gedächtnisballast zu löschen, wichtige Informationen zu speichern.

Schlaf – ein zyklischer, hochaktiver Prozess

Die Annahme früherer Zeiten, im Schlaf werden die Körperfunktionen einfach von „aktiv“ auf „passiv“ umgeschaltet, stimmt längst nicht mehr. Seitdem der deutsche Psychiater Hans Berger das EEG (Elektroenzephalogramm) 1929 entwickelt hat, spätestens seit 1937 amerikanische Forscher erstmals damit Hirnströme von Schlafenden aufzeichneten, ist sicher: Schlaf ist ein hochaktiver rhythmischer Prozess, der nach festen Regeln abläuft. 1953 maß ein amerikanischer Medizinstudent während seiner Wache im Schlaflabor erstmals die typischen Augenbewegungen von Schläfern. Er machte damit klar, dass es neben dem ruhigen Schlaf auch einen aktiven gibt: Während der intensiven Traumphasen wird unter geschlossenen Lidern heftig mit den Augen gerollt. Entsprechend nannte man diese sensationelle Entdeckung REM (Rapid Eye Movement = schnelle Augenbewegung), den dazugehörigen Schlaf REM-Schlaf, den übrigen NREM (Nicht-REM-Schlaf). Heute wird der Schlaf in fünf verschiedene Phasen unterteilt: Den Traumschlaf (REM) und vier unterschiedlich tiefe NREM-Stadien:

Einschlafphase (NREM Stadium 1)

Hier dösen wir vor uns hin. Der Übergang zwischen Wachsein und Schlafen wird oft durch traumartige Eindrücke und Körperzucken begeleitet. Der Atem wird langsam und gleichmäßig, der Puls nimmt um etwa fünf bis zehn Schläge pro Minute ab. Durch das leiseste Geräusch können wir geweckt werden.

Der mitteltiefe Schlaf (NREM Stadium 2)

Hier beginnt der eigentliche Schlaf. Das EEG zeigt Kurven, die so im Wachzustand nicht anzutreffen sind. Wer gesund ist, fällt nach etwa zehn bis 15 Minuten nach dem Schlafengehen in diese erste echte Schlummerphase. Blutdruck, Körpertemperatur und Puls sinken weiter ab, der Körper ist entspannt, die Augen bewegen sich nicht. Das Wecken ist hier noch relativ leicht. Der mitteltiefe Schlaf macht den größten Teil der Schlafdauer aus.

Die Tiefschlafphasen (NREM Stadium 3 und 4)

Diese beiden Stadien versteht man heute als Einheit. Hier verbringen wir etwa 20 bis 25 Prozent des Schlafs, wobei das Schlafstadium NREM 3 genau wie das Einschlafen nur einen Übergang darstellt und entsprechend nicht sehr lange andauert. Die Muskeln sind fast vollständig entspannt, die Augen bewegen sich nicht. Puls und Temperatur erreichen ihre Tiefstwerte. Auch der Stoffwechsel läuft auf Sparflamme, nur noch wenige Hormone – bei Kindern z.B. das Wachstumshormon – werden ausgeschüttet. Das körpereigene Abwehrsystem ist aktiv, Kranke schlafen sich jetzt gesund. Ein Wecken aus dem Tiefschlaf ist äußerst mühsam. Da die Tiefschlafphasen besonders wichtig für die Erholung des Körpers sind, machen sich Schlafstörungen hier gravierend bemerkbar: Wer wiederholt aus den Tiefschlafphasen gerissen wird, fühlt sich am nächsten Morgen wie zerschlagen und kommt auch den ganzen Tag über nicht in die Gänge. Schlafstörungen bei Kindern, die den Tiefschlaf beeinträchtigen, können daher auch zu Minderwuchs führen.

Der REM-Schlaf

Im REM- oder Traumschlaf wird unser vorher auf diese Weise lahm gelegtes Gehirn plötzlich wieder lebendig. Die Hirnwellen werden so schnell, als seien wir wach. Auch Herzschlag und Atmung gleichen denen eines wachen Menschen. Der Blutdruck steigt. Männer bekommen hier eine Erektion, auch wenn sie keine erotischen Träume haben. Fünfmal pro Nacht im Durchschnitt. Da auch die Klitoris der Frau erigiert ist, scheint jetzt die beste Zeit für die Liebe. Wenn man nur nicht schlafen würde... Die Augäpfel bewegen sich äußerst heftig unter den Lidern: Als würde der Schläfer angeregt das Geschehen in seinen eigenen Träumen verfolgen. Die Bewegungen scheinen umso intensiver, je gefühlsbetonter die Träume sind. Glücklicherweise liegen wir trotzdem still im Bett, da unsere Muskeln jetzt so stark erschlafft sind, dass wir praktisch bewegungsunfähig sind. Diese Muskelatonie (Schlaffheit) schützt uns davor, unsere abenteuerlichen oder unsinnigen Träume vielleicht in die Tat umzusetzen (Allerdings gibt es Menschen, die gerade im Traum wild um sich schlagen und aus dem Bett fallen). Da Schnarchen auch von der Erschlaffung der Muskeln begünstigt wird, erklärt sich daraus vielleicht die Tatsache, dass in der Traumphase besonders intensiv geschnarcht wird.

Tief- und Traumschlaf wechseln sich ab

Die einzelnen Schlafzyklen (NREM 1 → NREM 2 → NREM 3 → NREM 4 → REM)laufen während einer Nacht mehrmals ab. Nach dem Einschlafen durchleben wir die Phasen 2 und 3, danach die Traumphase. Das dauert etwa 60 bis 90 Minuten. Danach beginnt das Ganze erneut, mit dem Unterschied, das wir meist nicht bewusst aufwachen, sondern nach dem mitteltiefen Schlaf in die Traumphase gleiten. Drei- bis fünfmal wiederholen sich diese Zyklen. Dabei werden die Tiefschlafphasen zum Ende der Nacht hin immer kürzer, in den Morgenstunden bleiben sie ganz aus. Daher vielleicht auch die Redewendung, dass der Schlaf vor Mitternacht besonders erholsam sei: Hier durchlaufen wir ausgedehnte Tiefschlafphasen. Der REM-Schlaf hingegen nimmt gegen Morgen immer mehr Platz ein. Nicht selten reißt uns der Wecker aus einem spannenden oder auch belastenden Traum, an den wir uns dann besonders intensiv und anschaulich erinnern können. Kleinkinder verbringen übrigens mehr Zeit mit dem Traumschlaf als Erwachsene.

Der Schlaf ist gestört

Der gesunde, erholsame Schlaf kann auf vielfältige Weise gestört sein. Die Schlafmedizin, die in bei uns vor allem von der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) repräsentiert wird, unterscheidet nach der amerikanischen Definition der Schlafstörungen 88 verschiedene Abweichungen. Bevor wir auf eine der häufigsten – das Schnarchen – im Detail eingehen, wollen wir der Vollständigkeit halber die wichtigsten anderen Schlaf-Wach-Störungen ganz kurz erläutern. Schlafstörungen sind nicht nur für den Betroffenen eine belastende Angelegenheit, sondern sie verursachen in ihrer Folge schwere Schäden. Denn Menschen, die schlecht schlafen und tagsüber deswegen müde sind, sind überdurchschnittlich oft in schwere Verkehrs- und Arbeitsunfälle verwickelt. Im Zusammenhang mit dem Schnarchen gehen wir später noch ausführlicher darauf ein.

Insomnie

Unter diesem Begriff werden Ein- und Durchschlafstörungen verschiedener Ursachen zusammengefasst. Ihnen ist gemeinsam, dass die Betroffenen schlecht einschlafen – also lange wach liegen – bzw. nachts nicht durchschlafen können. Die Ursachen können vielfältig sein und reichen von einer Veranlagung über Stress und psychische Probleme, einen ungesunden oder untätigen Lebensstil bis hin zu Lärm- oder Lichtfaktoren oder andere Erkrankungen, die das Schlafen beeinträchtigen. Grundsätzlich sollte jeder, der länger als ein Monat unter Insomnie leidet, seinen Hausarzt konsultieren. Er kann oftmals schon herausfinden, ob nur falsche Schlafgewohnheiten – etwa die Annahme, unbedingt acht Stunden schlafen zu müssen – oder eine Erkrankung schuld an dem schlechten Schlaf sind. Bei den meisten Menschen – betroffen sind übrigens alle Altersgruppen – klingen die Beschwerden nach einigen Tagen wieder ab. Es kann aber auch erforderlich sein, die Beschwerden mit Schlafmitteln oder psychotherapeutischer Betreuung zu mildern

Parasomnien

Unter dem Begriff fasst die Schlafmedizin in erster Linie verschiedene Aufwachstörungen zusammen, von denen vor allem Kinder betroffen sind. Wenn ein Kind nachts plötzlich schreit, sehr aufgeregt wirkt, wach zu sein scheint, aber nicht wach ist und sich nicht beruhigen lässt, durchlebt es eine Periode der Schlaftrunkenheit (Verwirrtheit kurz vor dem Aufwachen). Ältere Kinder schlafwandeln mitunter. Obwohl das meist ohne Verletzungen über die Bühne geht, sollten Eltern bestimmet Vorsichtsmaßnahmen treffen. Ein Schlafmediziner kann hier helfen. Meistens klingt das Schlafwandeln allerdings von allein wieder ab. Ganz selten essen Schlafwandler nachts im Schlaf, manche so oft und so viel, dass sie Gewichtsprobleme bekommen. Sehr belastend vor allem für Angehörige ist der Schlafterror. Hier fährt der Betroffene meist mit einem Schrei aus dem Schlaf (das stimmt nicht ganz, denn in Wirklichkeit schläft er weiter), hat Angst und verfällt in einen Zustand der Raserei. Er kann sich dabei selbst und andere verletzen. Am nächsten Morgen weiß er davon nichts. Im Gegensatz zu Albträumen kann er sich an keine Bilder erinnern. In den meisten Fällen brauchen sich Eltern über diese vorübergehenden Erscheinungen keine großen Gedanken machen. Sollten Sie jedoch länger anhalten, Verletzungsgefahr bestehen und das Kind tagsüber müde sein, sollte doch besser ein Arzt zu Rate gezogen werden.

Andere Parasomnien, die bewusst erlebt werden, sind Halluzinationen beim Einschlafen und Schlaflähmung beim Erwachen, unnormale Aktivitäten beim Träumen, Einschlafzuckungen, Zähneknirschen, Sprechen im Schlaf und rhythmische Körperbewegungen. Wer sich unsicher ist, ob die Störungen behandelt werden müssen, sollte seinen Hausarzt um Rat fragen oder einen Schlafmediziner aufsuchen,

Ruhelose Beine

Wer dieses Gefühl von Kribbeln und den unbedingten Bewegungsdrang in den Beinen nicht kennt, lächelt vielleicht über die „ruhelosen Beine“. Wer es kennt weiß, wie peinigend dieses zwanghafte Bedürfnis, die schmerzenden, ziehenden Beine bewegen zu müssen, gerade beim Einschlafen ist. Die Folge auch hier: Einschlafschwierigkeiten, Tagesschläfrigkeit und – da viele auch tagsüber davon betroffen sind – eingeschränkte Teilnahme an Arbeitsbesprechungen, langen Flügen, Theaterbesuchen u.ä. Im schlimmsten Fall können Depressionen und Angstzustände entstehen. Das Phänomen der ruhelosen Beine lernen etwa 5 bis 10 Prozent der Bevölkerung irgendwann einmal kennen, selten treten schwere Fälle auf. Ältere Menschen und Schwangere sind häufiger betroffen. Familiäre Veranlagung spielt eine Rolle.

Die periodische Gliedmaßenbewegung

Diese Schlafstörung geht mit wiederkehrenden Muskelzuckungen in den Schienbeinmuskeln oder seltener an mehreren Muskelgruppen der Gliedmaßen einher und tritt vornehmlich im Non-REM-Schlaf der ersten Nachthälfte auf. Als Folge fällt es manchen Patienten schwer einzuschlafen, andere wachen von den ständigen Bewegungen immer wieder auf. Warum manche so zappelig im Bett sind, ist noch weitgehend ungeklärt. Begünstigend wirken wie bei den ruhelosen Beinen bestimmte Medikamente, Kaffeegenuss, Rauchen, Erschöpfung und ungewöhnliche Schlafzimmer-Temperaturen. Warme Bäder, Beinmassagen, Verzicht auf Koffein und Nikotin und insgesamt eine entspannte Schlafatmosphäre, aber auch Medikamente können helfen, diese Störungen zu überwinden.

Die Narkolepsie

Wer bereits am frühen Vormittag oder öfter am Tage einen unüberwindlichen Schlafdrang verspürt, obwohl er kein Schichtarbeiter oder extremer Frühaufstehen ist, leidet vielleicht an dieser Schlafstörung. Glücklicherweise ist sie relativ selten, belastet den Betroffenen aber schwer. Er bekommt zwangsläufig Probleme mit seinem Arbeitgeber, da er tagsüber häufig schläfrig ist und zu den unpassendsten Zeiten von regelrechten Schlafattacken heimgesucht wird. Nicht  selten ist Arbeitsunfähigkeit die unausbleibliche Folge. Auch am Steuer schlafen Narkoleptiker regelmäßig ein, wodurch sie natürlich stark gefährdet sind bzw. andere in Gefahr bringen. Narkolepsie muss ärztlich behandelt werden. Richtig therapiert, können sie ein nahezu normales Leben führen, obwohl keine 100-prozentige Heilung möglich ist. Warum manche Menschen scheinbar grundlos einschlafen, ist nicht völlig geklärt. Es wird angenommen, dass der Schlaf-Wach-Rhythmus durch eine Fehlfunktion des zentralen Nervensystems (Gehirns) gestört ist. Die Muskeln erschlaffen also wie bei einem Schlafenden, der gerade träumt, sogar Traumerlebnisse kommen vor. Und das, obwohl man vielleicht gerade eine Unterredung beim Chef hat und hellwach sein sollte. Behandelt wird Narkolepsie durch Medikamente, Verhaltenstherapie und Aufklärung der Familie, des Arbeitgebers und anderer Bezugspersonen über die Krankheit.

Schlaf und Depression

Zwischen Gemütszustand und Schlaf eines Menschen besteht ein empfindliches Gleichgewicht. Schlechter Schlaf kann zu Depressionen führen, Depressionen gehen nicht selten mit Schlafstörungen einher. Wichtig ist in jedem Fall, die Ursache der jeweiligen Störung herauszufinden. Wenn jemand z.B. auf Grund wiederholter Atemaussetzer (Obstruktive Schlaf-Apnoe; Obstruktion = Verschluss) tagsüber ständig müde ist und depressiv wird, weil wichtige sozio-psychologische Funktionen nicht mehr zufrieden stellend aufgeführt werden können, nützt es nichts, ausschließlich die Depression zu therapieren. Wer dagegen auf Grund einer Depression ständig zu früh aufwacht und nicht wieder einschlafen kann, ist sicher beim Psychiater und beim Psychotherapeuten besser aufgehoben als beim Schlafmediziner. Die Schlafstörung verschwindet in den meisten Fällen zusammen mit der Depression. Bei den Auswirkungen des Schnarchens kommen wir noch einmal auf Depressionen zu sprechen.

III. Schnarchen und Atmung

Auch das Schnarchen ist eine Schlafstörung, neben der Insomnie die häufigste überhaupt. Etwa ein Drittel aller Erwachsenen schnarcht im Schlaf – mit unterschiedlicher Intensität. Obwohl Schnarchen nichts Schönes ist, stellt es in vielen Fällen auch keine direkte gesundheitliche Gefahr dar. Wer nur gelegentlich und nur in bestimmten Schlafpositionen schnarcht, gehört wahrscheinlich zur großen Masse der Nervensägen, die zwar Geräusche produziert, aber am nächsten Tag quicklebendig und völlig unschuldig aufsteht. Wer allein lebt oder einen Partner mit gesundem Schlaf hat, kann theoretisch bis an sein Lebensende glücklich weiterschnarchen. Natürlich können auch die harmlosen Schnarcher etwas gegen den Krach tun. Mehr dazu später.

Wer allerdings nach Aussagen des Bettpartners ständig und in jeder Position schnarcht oder gar nach Atemaussetzern explosionsartig einatmet und dabei ein heftiges Schnarchgeräusch erzeugt (Obstruktive Schlaf-Apnoe) sollte sein Problem dem Arzt vortragen.

Um dem Problem Schnarchen auf den Grund zu gehen, wollen wir uns zunächst mit seinen Ursachen beschäftigen.

Atmung – ein unbewusster Vorgang

Schnarchen hängt eng mit der Atmung zusammen, die auch im Schlaf aufrechterhalten werden muss. Meistens – auch tagsüber - atmen wir flach und unbewusst, was in der Regel reicht, um den Körper mit dem lebenswichtigen Gas Sauerstoff zu versorgen und das im Körper entstehende Kohlendioxid abzutransportieren. Nachts sorgt gleichfalls unser Atemzentrum im Gehirn dafür, das wir ein- und ausatmen, der ständige und lebensnotwendige Gasaustausch in der Lunge also weiter stattfindet. Beim Einschlafen wird die Atmung jedoch noch flacher. Ursache: Die mit der Muskelerschlaffung im Schlaf verbundene Verengung der oberen Luftwege führt dazu, dass weniger Luft in der Lunge ankommt.

Schwerarbeit für die Luft

Bildlich gesprochen, kann die Atmung als ein Hürdenlauf für Luft und Abluft gesehen werden. Muss die Luft doch jede Menge Hindernisse überwinden, die ihr im Wege stehen und das Einströmen erschweren. Mit jedem Einatmen gelangt normalerweise etwa ein halber Liter Luft in die Lunge. Genau so viel wird wieder ausgeatmet. Wer nach einer Anstrengung tief einatmet, kommt schon mal auf bis zu vier Liter, trainierte Sportler bringen es sogar auf über sechs Liter, so groß können die Atmungsreserven sein. groß gewachsene Menschen und Männer haben von Natur aus eine größere Lungenkapazität

Die Nase

Erste Station beim Hindernislauf ist die Nase. Wer häufig durch den Mund atmet, vergibt die reinigende und entkeimende Wirkung, die die Nase auf die schmutzige Atemluft ausübt. Außerdem ist Mundatmung wesentlich anstrengender und trocknet die Mundschleimhäute aus. Die Nasenmuscheln, die hinter der Nase liegen, setzen die Reinigung fort, bringen die Luft auf Körpertemperatur und feuchten sie an. Das ist sehr wichtig, denn der Gasaustausch in der Lunge funktioniert nur in einem feuchten Klima. Also: Immer durch die Nase einatmen. Wenn die Nase schon mal gebrochen war – ihre vorwitzige Stellung im Gesicht prädestiniert sie dafür –, die Trennwand zwischen den Nasengängen verformt oder ein Nasengang verengt ist, wie durch Nasenmuschelwucherungen oder Polypen, können in der Nase schon die ersten Ursachen für das Schnarchen liegen.

Der Rachen

Nächste Station für die Atemluft ist der Rachen. Hier wird es kritisch, was das Schnarchen betrifft. Der Rachen oder Schlund ist im Prinzip ein Muskelschlauch, der mit Schleimhäuten ausgekleidet ist. Er hängt quasi an der Schädelbasis und endet am Eingang zum Kehlkopf in der Speise- und Luftröhre. Der Rachen untergliedert sich noch einmal in Nasen-, Mund und Kehlkopfrachen. Er ist eine komplizierte, etwas umständliche Konstruktion, die dafür sorgen soll, dass die Luft in die Luftröhre gelangt, die Nahrung dagegen ihren Weg in die Speiseröhre findet. Dass das nicht immer klappt, merkt man spätestens dann, wenn man sich ordentlich verschluckt und heftig husten muss. Gelangen nämlich auch nur geringste Mengen der Nahrung in die Luftröhre, glaubt man ersticken zu müssen. Andersherum findet die Luft auf Grund des Unterdrucks in der Lunge in aller Regel mühelos den richtigen Weg. Und wenn man Luft „verschluckt“, hat das keine dramatischen Folgen. Das Schlucken ist also eine der zentralen Aufgaben des Rachens. Es ist ein Reflex, der unwillkürlich stattfindet, auch dann, wenn wir nichts essen. Etwa einmal in der Minute wird so mit Hilfe von Nervenfühlern dafür gesorgt, dass der Nasenrachenraum abgedichtet und gleichzeitig die Luftröhre durch den Kehldeckel verschlossen wird. Jetzt kann die Nahrung über den geschlossenen Deckel hinweg in die Speiseröhre geschoben werden. Warum die Natur sich ein derart umständliches Verfahren ausgedacht hat, ist völlig unklar. Wie so vieles, was mit Atmen, Schlafen und Schnarchen zu tun hat...

Die Luftröhre

Jetzt ist die Luft in der Luftröhre. Sie ist ein zehn bis 14 Zentimeter langes und zwei Zentimeter breites stabiles Rohr. Knorpel garantieren die Festigkeit, denn jeder Verschluss der Luftröhre führt schon nach wenigen Minuten unweigerlich zum Tod. Bei krankhaften Schnarchern (Obstruktives Schlafapnoesyndrom) kann der Luftstrom lebensbedrohliche ein bis zwei Minuten (meistens jedoch nur zehn bis 40 Sekunden) ausbleiben. Bis zu 600 Mal pro Nacht. Schon daran kann man erkennen, wie ernst diese Art von Schnarchen zu nehmen ist.

Die Bronchien

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Erscheinungsjahr
2015
ISBN (ePUB)
9783959120289
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2015 (März)
Schlagworte
Gesundheit Schlaf Nachtruhe Schlafstörung
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