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Die heilende Kraft der Ringelblume - Homöopathie, Kosmetik, Küche

©2015 0 Seiten

Zusammenfassung

Die Ringelblume ist eine der alten Heilpflanzen, die den Sprung in die moderne Medizin geschafft haben. Ihre heilsamen Wirkungen bei der Wundheilung wurden immer wieder bestätigt; sie hemmt Entzündungen der Haut und Schleimhäute und lindert viele Beschwerden. In Kosmetik und Körperpflege nimmt sie einen festen Platz ein, besonders bei der Pflege trockener, beanspruchter und entzündeter Haut.

Heute entdecken Ärzte und Therapeuten, Pharmazeuten und Laien die Ringelblume aufs Neue. Nun aber auf fundierter Grundlage, in modernen Zubereitungen und Anwendungen, die der heutigen Zeit entsprechen.

Die Ringelblume kann innerlich und äußerlich angewendet werden. Das Schöne dabei ist: Sie können alles selbst machen. Die Pflanze stellt nur geringe Ansprüche und gedeiht auch im Blumenkasten. Für die verschiedenen Zubereitungen brauchen Sie nur wenige Hilfsmittel und sie sind schnell fertig. Gönnen Sie sich den Spaß und spielen Sie Kräuterhexe.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Vorwort

Die Ringelblume ist eine der sehr alten Heilpflanzen, die den Sprung in die moderne Pflanzenmedizin geschafft haben. Ihre heilsamen Wirkungen bei der Wundheilung wurden immer wieder bestätigt; sie hemmt Entzündungen der Haut und Schleimhäute und lindert viele Beschwerden. In Kosmetik und Körperpflege nimmt sie einen festen Platz ein, besonders bei der Pflege trockener, beanspruchter und entzündeter Haut.

Die Pflanze hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Niemand weiß so recht, woher sie kommt. Seit dem frühen Mittelalter gehört die Ringelblume in die Kräutergärten der Klöster und Bauernhöfe. Hildegard von Bingen widmete der „ringula“ ein eigenes Kapitel ihrem Werk und empfahl schon die legendäre Ringelblumensalbe. Weise Frauen und Kräuterkundler heilten mit dem Kraut Gelbsucht, Leberleiden und Geschwüre. Es brachte „den frawen ihre zeit“, der Rauch abgebrannter Pflanzen sollte die Geburt einleiten.

Überschätzt, vergessen, wiederentdeckt

Im 19. Jahrhundert galt die Ringelblume als Mittel gegen nahezu alle Krankheiten und Beschwerden. Sogar Krebs sollte sie heilen. Man überschätzte die bewährte Heilpflanze weit über ihre tatsächlichen Wirkungen und sie geriet bald in Vergessenheit. Sie überlebte als Schmuckdroge in diversen Teemischungen.

Heute entdecken Ärzte und Therapeuten, Pharmazeuten und Laien die Ringelblume oder – wie sie lateinisch heißt – Calendula aufs Neue. Nun aber auf fundierter Grundlage, in modernen Zubereitungen und Anwendungen, die der heutigen Zeit entsprechen.

Die Ringelblume kann innerlich und äußerlich angewendet werden. Das Schöne dabei ist: Sie können alles selbst machen. Die Pflanze stellt nur geringe Ansprüche und gedeiht auch im Blumenkasten. Für die verschiedenen Zubereitungen brauchen Sie nur wenige Hilfsmittel und sie sind schnell fertig. Gönnen Sie sich den Spaß und spielen Sie Kräuterhexe.

Calendula officinalis – die Ringelblume.
Kleine Pflanzenkunde

Die Ringelblume oder Calendula stammt aus dem Mittelmeergebiet und gehört in die Pflanzenfamilie der Korbblütler. Es ist eine sehr hübsches Kraut mit orange- bis dottergelben Blütenköpfen und ringförmig gekrümmten Früchten.

Wilde Heimat

Die Ringelblume ist eine sehr alte Kulturpflanze, dennoch weiß niemand genau, woher sie eigentlich kommt. Vieles spricht dafür, daß sie von der südeuropäischen Acker-Ringelblume, Calendula arvensis, abstammt. Deren Heimat liegt in den Höhen des Atlas-Gebirges in Nordwest-Afrika. Von dort aus breitete sie sich sternförmig in alle Himmelsrichtungen aus. Sie wächst auf den Kanarischen Inseln und an der Küste des Kaspischen Meeres bis in den Iran und gedeiht in Finnland wie im Hoggar-Gebirge in der Zentralsahara. In Deutschland wurde Calendula seit dem frühen Mittelalter in die Klostergärten gezogen und ist bis heute beliebt als Garten- und Zierpflanze.

Zuerst das Chaos, dann die Ordnung

Ringelblumensamen keimen sehr schnell und rasch treibt das Kraut in die Höhe. Die Pflanze keimt, wächst, blüht und vergeht in einem Sommer. Der flaumig behaarte Stengel ragt aufrecht, trägt zahlreiche Blätter und endet in einem Blütenköpfchen. Die Blätter selbst sind kräftig grün und weich behaart. Die unteren ähneln einem Spatel, die oberen sind lang und lanzettlich. Sie haben keinen Blattstiel, man sagt, sie sitzen am Stengel. Die grünen Teile wirken lebhaft, teils sogar chaotisch und stehen im Gegensatz zu den streng geometrisch angeordneten Blütenköpfchen. Eine 20 Zentimeter lange helle Pfahlwurzel mit dicken Seitenwurzeln verankert die Pflanze fest im Boden.

Viele, viele Blüten

Die Ringelblume gehört zu den Korbblütlern. Botaniker sagen dazu Asteraceae beziehungsweise Compositae, das heißt übersetzt zusammengesetzt und bezieht sich auf die Blüten. Bei den Compositae sind die Einzelblüten ganz eng zusammengerückt. Die bis zu 5 cm große „Blüte“ der Calendula ist keine Einzelblüte. Tatsächlich sitzen viele kleine Blüten zusammen in einem von grünen Hüllblättern gebildeten Kelch. Man spricht von einem Blütenköpfchen.

Außen am Blütenköpfchen stehen zwei oder drei Reihen Strahlenblüten. Die gelb bis rotorangenen Blütenblätter sind zungenartig verwachsen und mindestens doppelt so lang wie die Blätter des Kelches. Sie lassen das Köpfchen von weitem strahlen. Im Innern sitzen die kleineren, aber auch gefärbten Röhrenblüten. Sie sehen aus wie kleine Röhren und sind unfruchtbar. Diese Blüten haben zwar männliche Staubblätter und weibliche Fruchtknoten, Früchte bilden aber nur die äußeren Zungenblüten.

Der Aufbau eines Blütenköpfchens erscheint kompliziert. Der Pflanze bringt es aber einen großen Vorteil: Die Nektar und Pollen sammelnde Hummel oder Biene bestäubt mit einem einzigen Besuch viele Blüten gleichzeitig. Das geht schneller und erhöht die Anzahl erfolgreich bestäubter Blüten. Außerdem fällt das Blütenköpfchen schon von weitem auf, es ist groß und leuchtet fröhlich gelb- bis orangerot. Eine Pflanze kann im Laufe eines Sommers bis zu 50 Blütenköpfchen bilden.

Ringel wie Frucht

Ihren volkstümlichen Namen – Ringelblume – verdankt die Calendula den sonderbaren Früchten beziehungsweise Samen. Sie sind nämlich ringförmig gekrümmt, manche sogar eingerollt. Nach ihrer Form unterscheidet man:

Die Ringelblume sorgt auf dreifache Weise dafür, daß sie tatsächlich verbreitet wird – mit dem Wind und mit Hilfe von Tieren. Das macht die Pflanze sehr erfolgreich und sie kann sich über weite Entfernungen ausbreiten.

Calendula – kleiner Kalender

Der Name Calendula ist eine Ableitung vom lateinischen caléndae, dem ersten Tage des Monats, der Monatserste. Angeblich bekam sie diesen Namen, weil die Ringelblume an vielen calendis (Monaten) blüht. Eine andere Deutung besagt, daß die Blüten der Calendula-Arten wie ein Kalender die Bewegung der Sonne angeben. Die Blüte öffnet sich am Morgen, folgt der Sonne von Ost nach West und schließt sich zur Nacht.

Eine Art mit vielen Sorten

Die Ringelblume blüht hellgelb bis orange-rot. Innerhalb der Art Calendula officinalis gibt es mehrere Sippen. Sie unterscheiden sich in ihrer Blütenfarbe, dem Blühdatum, der Anzahl Blütenköpfchen, dem Verhältnis der Strahlenblüten zu den Röhrenblüten und darin, welche Fruchtformen wie häufig vorkommen. Pflanzen verschiedener Sippen lassen sich kaum miteinander kreuzen. Gelingt es doch, dann sind die Mischlinge steril.

Zur Drogengewinnung baut man überwiegend gefüllte Formen an. Gefüllt heißt, daß sich die Röhrenblüten im Zentrum des Blütenköpfchens in Strahlenblüten umgewandelt haben. Neben der Calendula officinalis wird medizinisch noch die Calendula arvensis verwendet.

Die Ringelblume: Steckbrief

Historie – kurze Geschichte der Ringelblume Anwendungen in der alten Volksmedizin

Die Ringelblume hatte in der Volksmedizin ihren festen Platz. Gelehrte und einfache Menschen kannten und nutzten das Heilkraut. Jedes Kräuterbuch lobte sie und ordnete ihr vielfältige Heilkräfte zu. Nach einer kurzen Phase im 19. Jahrhundert, während der sie weit überschätzt wurde, folgte eine lange Zeit des Vergessens. Die Ringelblume überlebte als Schmuckdroge in diversen Teemischungen. Heute wiederentdeckt findet die Pflanze immer mehr Freunde und Liebhaber.

Ringelblumenverwandte in der Antike

Die wissenschaftliche Beschäftigung mit der Pflanzenwelt begann in der Antike. Als Begründer der Botanik gilt der Grieche Theophrast (373-288 v. Chr.). Er erwähnte eine Pflanze namens „Klymenon“. Nach seiner Beschreibung dürfte es sich dabei um unsere Ringelblume gehandelt haben. Genau weiß man das nicht.

Erste Arzneimittellehren

Auch Dioskurides führte Klymenon auf. Padanios Dioskurides – so lautete sein vollständiger Name – war ebenfalls ein griechischer Heilkundiger. Er lebte von circa 40 bis 90 n. Chr. und war Militärarzt unter den römischen Kaisern Claudius und Nero. Von ihm stammt die erste umfassende Arzneimittellehre, die sogenannte Materia medica. Darin beschrieb er etwa 600 Heilpflanzen mit Standort und Gestalt, ihre Wirkung und ihre Zubereitung, Anwendung und Dosierung als Arzneimittel. Das waren sämtliche Heilkräuter, die man im Altertum kannte und nutzte.

Sein Werk ist eines der bedeutendsten Bücher des Altertums. Es galt im Mittelalter bis in die Neuzeit als Autorität in der Medizin und Pharmazie. Fast alle Autoren der mittelalterlichen Kräuterbücher nahmen das Werk des Dioskurides zur Grundlage.

Mittelalterliche Klostermedizin

Das Wissen der Antike wurde in den Klöstern bewahrt und weitergegeben. Kräuterbücher gaben Anleitungen über die Anwendung der Heilpflanzen, die im Klostergarten gediehen, und in den Krankenabteilungen pflegten Mönche und Nonnen die Kranken. Wirklich neues Wissen kam aber nicht hinzu.

Hildegard von Bingen

Erst die Äbtissin des Benediktinerinnenklosters auf dem Rupertsberg bei Bingen, Hildegard von Bingen (1098-1179) schrieb nicht nur von den antiken Autoren wie Dioskurides ab. Sie schöpfte ihr Wissen großenteils aus eigener Anschauung und Erfahrung und den Bräuchen in der Volksmedizin. Die Nonne gilt als erste deutsche Naturforscherin und Ärztin, große Heilkundlerin und Mystikerin.

In ihrer Heilkunde „Physica“ und der Arzneikunde „Causae et Curae“ äußerte sie sich auch zur Ringelblume. Sie nannte die Pflanze „ringula“ oder „ringella“. Ihre Anleitungen sind die ersten sicheren Belege für die Anwendung der Ringelblume als Heilpflanze. Hildegard empfahl die Ringelblume innerlich gegen Verdauungsstörungen und als Gegenmittel bei Vergiftungen von Mensch und Tier:

„Denn wer Gift ißt, oder wem es verabreicht wurde, der koche Ringelblume in Wasser, und nach Ausdrücken des Wassers lege er sie so warm auf seinen Magen und sie erweicht das Gift, und es wird von ihm ausgeschieden.“

Ringelblumensalbe nach Hildegard

Hildegard empfahl auch äußerliche Anwendungen der Ringelblume bei Ekzemen und Grind. Sie beschrieb eine Ringelblumensalbe auf der Grundlage von Speck gegen Kopfgrind und empfahl außerdem den folgenden Ringelblumenteig:

„Und wer den Grind am Kopf hat, der nehme Blüten und Blätter der Ringelblume, und er drücke den Saft davon aus, und dann bereite er mit diesem Saft und etwas Wasser und mit Semmelmehl, oder mit Roggenmehl einen Teig, und dann lasse er damit seinen ganzen Kopf mit Tuch und Mütze verbunden, bis es sich erwärmt und bis der Teig zerrissen wird, das heißt „schrinde“, und dann nehme er ihn weg. Und dann bereite er wiederum Teig auf gleiche Weise, und er lege ihn um seinen Kopf, und so tue er während neun Tagen. Und so oft er den Teig von seinem Kopf wegnimmt, so oft habe er eine Lauge aus Ringelblumensaft bereit, und er wasche seinen Kopf ebenso oft damit, und er wird geheilt werden.“

Gelbe Blüten gegen Gelbsucht

Viele Jahrhunderte lang suchten Heilkundige ihre Kräuter nach äußeren Zeichen aus. Sie glaubten, daß, wie es Paracelsus ausdrückte, „Gott zu jeder Krankheit ein Kräutlein hat wachsen lassen“. Die Pflanze zeige dem aufmerksamen Betrachter ihre Heilwirkung durch ein äußeres Zeichen, der sogenannten Signatur. Das kann ihr Aussehen sein, die Farbe ihrer Blüten, die Form der Blätter und dergleichen. Die Kräutersucher von damals verglichen die Pflanze mit den Krankheitssymptomen und suchten nach Ähnlichkeiten, Gegensätzen und bestimmten Mustern.

Gelbe Blüten sollten die Galle unterstützen. Die Ringelblume fand daher Anwendungen bei Leber- und Gallebeschwerden und insbesondere bei Gelbsucht. Immer wieder taucht die Ringelblume als Mittel bei Leberleiden und Gelbsucht auf. Heute mutet dieser Weg über die Signatur seltsam an, damals aber führte er auffallend oft zu einem medizinisch haltbaren Ergebnis.

Kräuterbücher der Renaissance

Nun war die Ringelblume aus der Volksmedizin und Kräuterheilkunde nicht mehr wegzudenken. Der Botaniker Leonhart Fuchs beschrieb 1543 im „New Kreütterbuch“ die „Krafft und Würckung“ der Ringelblume so:

„Die blumen von disem kraut in wein jngenossen und getruncken /

bringen den frawen ihre zeit.

Deßgleichen thut auch das kraut in wein gesotten und getruncken.

Es legt auch das zanwee /

so mans also gesotten im mund ein zeit lang helt.

Die blumen und kraut gedörrt /

angezündt un den rauch von unden auffempfangen /

erfordert mit gewalt das bürdlin.

Die blum in die laug gelegt macht schön gelb har.“

Auf heute übertragen heißt das: Eine Tinktur aus Ringelblumenblüten, innerlich angewandt, hilft bei Frauenleiden und Schmerzen, insbesondere Zahnweh; der Rauch von Blumen und Kraut leitet die Geburt ein und die Blüten färben die Haare blond.

Vielfältiger Nutzen

Um 1660 faßt der Arzt Joh. Joachim Becher die Heilwirkung der Ringelblume zusammen:

„Der Leber / Herzen auch / steht bey die Ringelblum /

Sie treibt den Schweiß und Gifft / behält darin den Ruhm

Sie fördert die Geburt / und treibt der Frauen Zeit /

Ein Wasser / Essig und Conseco wir drauß bereit.“

Andere Autoren empfahlen die Ringelblume als Mittel bei Leberleiden, sie verzehrt die Feuchtigkeit und erwärmt den Magen. Äußerlich sollten Einreibungen bei Milzbeschwerden, Zahnweh, lahmen Gliedern und Magenentzündung helfen. Ringelblumenwasser, so hieß es, fördere den Schweiß und heile rote und entzündete Augen. Die Salbe galt als erweichend, kühlend und zerteilend bei Geschwülsten und verhärteten Brüsten und half bei Brandwunden und Entzündungen. Frauen aßen Eierkuchen mit Ringelblumenblüten, das sollte die Menstruation normalisieren.

19. Jahrhundert: Höhepunkt ihrer Verwendung

Viele Jahre lang sprach das Volk der Ringelblume eine große Kraft zu. Sie war sehr beliebt, wuchs und gedieh in jedem Kräutergarten und man wandte sie gegen immer mehr Leiden und Beschwerden an. Blüten und Blätter werden mit Schmalz gesotten und zu einer Salbe verarbeitet, ein Teeaufguß diente zur äußerlichen und inneren Anwendung. Für Pfarrer Sebastian Kneipp (1821-1897) war die Ringelblume eine Heilpflanze ersten Ranges.

Heilpflanze gegen Krebs?

Schließlich stieg die Ringelblume zu einem Allheilmittel gegen bösartige Geschwüre auf. Zwar können die Carotinoide in der Ringelblume einer Krebsneubildung entgegenwirken, aber damals wurde sie doch überschätzt. Zuerst empfahl der Gelehrte Pierandrea Matthiolus (1500-1577) die Ringelblume bei Krebs und nannte sie „Herba Cancri“.

Im 19. Jahrhundert kamen die Naturärzte auf. Einer der Begründer der Naturheilkunde war der Arzt Christoph Wilhelm Hufeland (1762-1836). Er brachte die Volksheilkunde mit den neuesten Forschungen der Wissenschaft zusammen. Hufeland erwähnte die Ringelblume in seinen Schriften als Mittel gegen Krebs, Sebastian Kneipp empfahl sie bei Geschwüren, die „recht bösartig und giftig aussehen“.

Der schwedische Arzt J.P. Westring verbreitete das Rezept: Man nehme drei- bis viermal täglich 0,1 bis 1,2 Gramm Ringelblumenextrakt, oder ein Gemisch mit Kamillen- und Opiumtinktur äußerlich als „Lotion anticancéreuse“. Die Ringelblume wurde schließlich zu einem Modemittel, das bald wieder verschwand.

Ein Ständchen für die Ringelblume

Ein besonderes Denkmal setzten der Dramatiker William Shakespeare (1564-1616) und der Komponist Franz Schubert (1797-1828). Shakespeare dichtete einige Zeilen über die Ringelblume, Schubert vertonte das Gedicht zu einem kleinen Lied. In der ersten Strophe heißt es:

„Der Ringelblume Knospe

schließt die goldnen Äuglein auf,

mit allem, was da reizend ist,

du süße Maid, steh´ auf!“

Fast vergessen – heute wiederentdeckt

Mit dem Aufstieg der modernen Pharmazie verlor die Ringelblume rasch an Bedeutung. Man nutzte sie lediglich als Schmuckdroge in verschiedenen Teemischungen. Nur die Ringelblumensalbe wurde in der Volksheilkunde weiterverwendet. Man verrieb sie auf dem Leib bei Bauchweh, massierte schmerzende Gelenke und Muskeln ein und behandelte Wunden mit ihr. Die innerlichen Anwendungen gingen stark zurück. Heute steht die äußerliche Anwendung im Vordergrund, gerade in der Wundheilung nimmt sie wieder eine führende Stellung ein.

Die vielen Namen der Ringelblume

Zu allen Zeiten und in allen Ländern lieferte die Ringelblume Stoff für Geschichten und Mythen. Sie war bekannt, verbreitet und beliebt. Unzählige Namen erzählen etwas über die ansprechende Pflanze. Hildegard von Bingen nannte sie noch Ringula, aus dem Ringula wurde später das Ringele, das Gartenringel, Sonnenringel, die Ringelrose und das verniedlichende Ringelröschen.

Die Sonnenbraut

Der große Universalgelehrte Albertus Magnus (1193-1280) nannte die Ringelblume sponsa solis – die Sonnenbraut. Sie liebt die Sonne und ihre Blütenform gleicht einer strahlenden Sonnenscheibe. Man kannte damals mehrere Sonnenbräute. Dazu gehörten etwa das Gänseblümchen, die Kamille, der Löwenzahn und die Wegwarte. Viele alte Sonnenbrautblumen wurden weiblichen Göttinnen geweiht; so wurde die Ringelblume der germanischen Freya und später der Maria unterstellt. Noch heute heißt sie im englischen Marygold.

Sonnenbräute richten sich nach der Sonne. Sie folgen ihren Tageslauf, öffnen und schließen ihre Blüten zu bestimmten Sonnenzeiten. Das machte sich der schwedische Naturforscher und Botaniker Carl von Linné (1707-1778) zunutze. Linné hatte beobachtet, daß jede Pflanzenart zu einer ganz bestimmten Tageszeit ihre Blüten öffnet und schließt. Schließlich pflanzte er in seinem Garten eine Blumenuhr. Sie zeigte ihm jede Zeit zwischen fünf Uhr früh und sieben Uhr abends an. Wenn die Ringelblume ihre Blüten zuklappte, gab es Mittagessen. Tat es der Sauerklee, war Zeit für den Fünf-Uhr-Tee, und wenn die Taglilie ihre Blüten schloß, dann wurde Abendbrot gerichtet. Bei uns liegen die Zeiten anders, denn Schweden liegt auf einem höheren Breitengrad. Ein Sommertag ist dort sehr viel länger als in Mitteleuropa.

Morgenrot und Abendrot – die Blütenfarbe

Viele volkstümliche Namen leiten sich von der gelben bis orangeroten Blütenfarbe ab. Beispiele sind Gölling, Goldrose, Sonneblom, Geel-golken, Gälwer Dotter, Ziegelbluem, Goldblume, Goldrose, Morrnrod un Abenrod.

Geel ist die Mundart von gelb. Sicher kennen Sie den Kinderspruch: „Safran macht den Kuchen geel“. Häufiger tat es jedoch die Ringelblume. Tatsächlich fälschten findige Betrüger den teuren Safran mit den Blüten der Ringelblume, die man daher auch Safranblume nannte. Man brauchte sie auch zur Färben der Butter – Butterblume.

Der Barometer: Regen oder Sonne?

Einst schaute der Bauer auf die Ringelblume, bevor er mit seinem Tagesarbeit begann. Wenn sie morgens nach sieben Uhr ihre Blüten noch geschlossen hält, dann bringt der Tag Regen. Dafür stehen die Namen Regenblume, Tag und Nacht.

Ein Liebestrank

Weit verbreitet war der Glaube, die Ringelblume wecke die Liebe. Hieronymus Bock (1498-1554) schreibt: „Etliche Weiber treiben superstition damit / brauchen sie zur bulschafft.“ (superstition = Aberglaube). Junge Mädchen eroberten ihre Geliebten mit der Ringelblume. Wenn man das Kraut in die Fußspuren des Auserwählten pflanzt, dann soll das ihn an das Mädchen binden. Noch heute zählen junge Mädchen gerne die Randblüten: „Er liebt mich, er liebt mich nicht“ – Brüdigamsbloom.

Ewiges Leben

Friedhöfe und Gräber waren beliebte Pflanzorte für die Ringelblume. Sie wurde häufig auch Kirchhofsblume genannt. Das hatte einmal praktische Gründe: Sie blüht von Mai bis in den Herbst, gelegentlich noch am Totentag (Allerseelen, 2. November). Zum anderen galt die Ringelblume in der christlichen Symbolik als Sinnbild für die Erlösung nach dem Tode. In einigen Gegenden von Franken schmückte man tote Kinder und verstorbene ledige Personen mit der Totenblume. Einige behaupten gar, ihr Geruch erinnere an Leichen.

Stinkerli

So hübsch die Ringelblume auch ist, ihr Duft schmeichelt nicht jeder Nase. Sie riecht balsamisch-harzig, ein Geruch, der meist als unangenehm empfunden und im Namen ausgedrückt wird: Stinkblume, Stinkerde oder Stinkerli. Manchen scheint der Geruch an bestimmte Weine zu erinnern: Weinplueme oder Weinbleaml.

Heilpflanze

Viele weitere Namen für die Ringelblume orientieren sich an ihren Heilwirkungen wie zum Beispiel: Warzenkraut. Ringelblumensaft mit Salz zu einem Pflaster gemacht und auf die Warzen gelegt sollte sie vertreiben. Ferner Gelbsuchtrösel und Salbenblume.

In weiten Teilen Frankens war sie als Schreinersblum bekannt. Der Name spielt auf die ausgezeichnete Wundheilung der Ringelblume an. Gerade von Schreinern und Tischlern, die sich bei ihrem Handwerk leicht verletzen können, wird sie gern gebraucht.

Was ist drin? Inhaltsstoffe

Die Art, Menge und Zusammensetzung der Inhaltsstoffe, kurz die Chemie einer Heilpflanze, bestimmt, welchen Nutzen sie für unsere Gesundheit hat. So sieht es die strenge Wissenschaft. Tatsächlich kennt man die meisten Substanzen der Ringelblume, welche aber letztlich für welchen Effekt verantwortlich ist, das vermag noch niemand zu sagen.

Inhaltsstoffe der Ringelblumen-Blüten:

Inhaltsstoff in % des Trockengewichts
ätherisches Öl 0,2-0,3 %
in Röhrenblüten bis 0,4 %
in Zungenblüten bis 0,12 %
Glykoside/Saponoside 2-10 %
(Triterpen-)Alkohole ca. 5 %, davon 85% Faradiolester
Sterole 0,06-0,08
Carotinoide 0,02-4,7 %
Flavonoide 0,33-0,88 %
in Röhrenblüte 0,33 %
in Zungenblüten 0,88 %
Polysaccharide etwa 15 %
ferner Polyacetylene, Pflanzensäuren und Bitterstoffe, Schleime, Fermente und organische Säuren.

Das Samenöl der Ringelblume besteht zu 50-60 % aus Calendulasäure. Das ist eine ungesättigte Fettsäure mit einer ungewöhnlichen Struktur.

Ätherisches Öl

Es sind die leicht flüchtigen Inhaltsstoffe, die den charakteristischen Duft einer Pflanze ausmachen. Die Ringelblume riecht balsamisch-harzig, viele empfinden den Geruch sogar als unangenehm. Der Pflanze dienen die ätherischen Öle zur Abwehr von Mikroorganismen, sie schützen vor Freßfeinden und locken mit ihrem Duft Insekten zur Bestäubung an. Ätherische Öle sind daher im Pflanzenreich recht häufig vertreten. Ihre Vielfalt ist allerdings enorm.

Getrocknete Ringelblumenblüten enthalten zu etwa 0,2 % ätherisches Öl, Röhrenblüten erheblich mehr als Zungenblüten, gelbe Blüten mehr als die orangefarbenen. Rund 60 Substanzen sind mittlerweile bekannt.

Glykoside/Saponoside

Auf die Saponoside entfallen bis zu 10 % des Trockengewichts der Blüten. Man kann sie sich ähnlich wie Seifen vorstellen. Wenn man Saponine im Wasser löst, dann schäumen sie bei Schütteln auf – wie eine Seife. Möglicherweise bewirken sie, daß sich zäher Eiter und dickes Sekret auflöst und verflüssigt.

Saponine sind im Pflanzenreich weit verbreitet. Obwohl sie an ein Zuckerteilchen gebunden sein, schmecken sie meist bitter. Man nimmt an, daß sie feindliche Bakterien und Pilze fernhalten.

Triterpenalkohole und Sterole

Details

Seiten
Erscheinungsform
Originalausgabe
Jahr
2015
ISBN (ePUB)
9783959120180
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2015 (März)
Schlagworte
Gesundheit Kräuter Heilkräuter
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Titel: Die heilende Kraft der Ringelblume - Homöopathie, Kosmetik, Küche