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Die heilende Kraft des Ginseng - Inhaltsstoffe, Wirkung, Anwendung

©2015 0 Seiten

Zusammenfassung

Ginseng gilt in Ostasien seit mehr als 2000 Jahren als König unter den Heilpflanzen und seine Wurzeln wurden zeitweise mit Gold aufgewogen. Doch was steckt tatsächlich in diesen Wurzeln, die mit ihren Seitenwurzeln und Härchen wie ein kleines Männchen aussehen?

Mit Ginseng bewältigen. Sie belastende Situationen besser, Ihr Körper wird widerstandsfähiger gegen Infektionen. Ginseng stärkt, kräftigt und unterstützt andere Therapien, er erhält die Gesundheit und hilft, Krankheiten schneller zu überwinden. Er beseitigt Müdigkeit und Schwächezustände und fördert Ihre körperliche und geistige Leistungskraft in die Höhe.

In seiner Heimat Korea galt Ginseng nie als Allheilmittel oder gar als eine lebensverlängernde Essenz. Er ist auch kein Mittel gegen ein bestimmtes Leiden oder Gebrechen. Ginseng wirkt vielmehr auf den ganzen Menschen, er harmonisiert und gleicht Unstimmigkeiten aus. Darin liegt seine große Stärke, und deshalb nützt er zu jeder Zeit und in jedem Alter. Probieren Sie es doch einfach aus!

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Die heilende Kraft des Ginseng
  • Inhalt
  • Vorwort
  • Eine kurze Geschichte des Ginseng
  • Heimatland Korea
  • Pflanze des Sam
  • Ginseng statt Steuern
  • Geheimnisse
  • Ginseng kommt nach China
  • Die Suche nach dem Elixier
  • Wurzeln für den Kaiser
  • Ginseng in Europa
  • Erste Begegnungen
  • Briefe aus dem Fernen Osten
  • Erster Ginseng-Boom
  • Der amerikanische Ginseng
  • Eine unter vielen
  • Ginseng-Geschäfte
  • Ginseng in Japan
  • 20. Jahrhundert
  • Botanisches
  • So sieht Ginseng aus - ein botanischer Steckbrief
  • Der Name: Panax ginseng C. A. Meyer
  • Ginseng ist nicht gleich Ginseng: Die Arten
  • Panax ginseng C. A. Meyer - der wilde Kaiser
  • Imperial Ginseng - der beste Nachahmer des Kaisers
  • Panax quinquefolius L. - der Amerikaner
  • Panax pseudoginseng Wall. - ein Verwandter
  • Panax japonicus C.A. Mey - der Japaner
  • Eleutherococcus senticosus - Sibirischer Ginseng
  • Anbau und Herkunft
  • Herkunft
  • Roter und Weißer Ginseng
  • Wilder Ginseng - eine gefährdete Art
  • Inhaltsstoffe und wie sie wirken
  • Die Ginsenoside
  • Was sind Ginsenoside?
  • Art, Menge und Zusammensetzung der Ginsenoside
  • Hü und hott - die Wirkungen der Ginsenoside
  • Weitere Wirkstoffe
  • Medizinische Wirkungen
  • Ginseng - das Adaptogen
  • Ginseng und Streß
  • Ginseng stärkt die Abwehr
  • Ginseng richtig anwenden: Die Gebrauchsanleitung
  • Wozu Ginseng und für wen?
  • Welchen Ginseng?
  • Die Zubereitungen
  • „Was ihr wollt“
  • Frische und getrocknete Wurzel
  • Loses Ginseng-Pulver
  • Dekokt
  • Kapseln
  • Dragées
  • Extrakt und Extraktpulver
  • Tonika
  • Tee
  • Granulat
  • Pastillen, Kautablette
  • Trinkampullen
  • Die richtige Dosis
  • Die Ginsengkur
  • Dosis und Wirkung - der Schwimmleistungstest
  • Was Sie noch wissen sollten
  • Nebenwirkungen
  • Gegenanzeigen
  • Wechselwirkungen mit anderen Mitteln
  • Kaufen Sie Qualität - Einkaufstips
  • Arznei oder Nahrungsergänzung
  • Zulassung
  • Anteil der Ginsenoside
  • Die Kosten
  • Anwendungen - Hier hilft Ginseng
  • Vorbeugen: Ginseng hilft im Alltag
  • Ginseng gegen Streß
  • Ginseng für mehr Konzentration und Aufmerksamkeit
  • Ginseng gegen Erschöpfung und Müdigkeit
  • Ginseng für die körperliche Fitneß
  • Ginseng für Sportler
  • Ginseng und Sex
  • Ginseng zum Schutz vor Umweltgiften und Schadstoffen
  • Ausgleich für die Nerven
  • Heilen: Ginseng unterstützt die Therapie
  • Abwehrschwäche
  • Kopfschmerzen
  • Depressionen
  • Chronische Atemwegserkrankungen
  • Herz und Kreislauf
  • Blutdruck
  • Arteriosklerose
  • Zu hohe Cholesterinwerte
  • Magen und Darm
  • Diabetes
  • Ginseng gegen Krebs?
  • Stärken: Ginseng baut auf
  • Ginseng in der Rekonvaleszenz
  • Erhalten: Ginseng im Alter
  • Ginseng in den Wechseljahren
  • Der Alterungsprozeß
  • Ginseng-Spezialitäten und Alternativen
  • Für Genießer: Ginseng-Bonbons, Schnaps, Likör und Wein
  • Die Taiga-Wurzel - der Sibirische Ginseng
  • Codonopsis - eine preiswerte Alternative
  • Ginseng in der traditionellen chinesischen Medizin
  • Könige, Minister und Diener - die Heilmittel
  • Vom Rezept zum Dekokt
  • Yin und Yang
  • Die Organe: Zang und Fu
  • Die chinesische Medizin in der Praxis
  • Krankheitsauslöser
  • Die Fünf Elemente
  • Der Charakter von Ginseng

Vorwort

Die Menschen in Ostasien vertrauen seit mehr als 2000 Jahren der Wirksamkeit des Ginsengs, manche Historiker sagen sogar 5000 Jahre. Tatsache ist, Ginseng ist seit jeher in den chinesischen Arzneibüchern aufgeführt. Er ist nicht nur eines der ältesten Naturheilmittel, sondern er wird auch bis heute fortlaufend genutzt. Ginseng gilt als König unter den Heilpflanzen und seine Wurzeln wurden zeitweise mit Gold aufgewogen.

Doch was steckt tatsächlich in diesen Wurzeln, die mit ihren Seitenwurzeln und Härchen wie ein kleines Männchen aussehen? Chemiker und Ärzte, Biologen und Pharmazeuten zerlegten die Wurzel, isolierten, analysierten und untersuchten die Inhaltsstoffe und probierten deren Wirkungen an Tieren und Zellkulturen, Männern und Frauen, Gesunden und Kranken, Jungen und Alten aus. Ihre Ergebnisse bestätigen die Erfahrungen aus den letzten Jahrhunderten. Mit Ginseng können Sie belastende Situationen besser bewältigen. Ihr Körper wird widerstandsfähiger gegen Infektionen. Er stärkt, kräftigt und unterstützt andere Therapien. Ginseng erhält die Gesundheit und hilft, Krankheiten schneller zu überwinden. Er beseitigt Müdigkeit und Schwächezustände und treibt ihre körperliche und geistige Leistungskraft in die Höhe.

In seiner Heimat Korea galt Ginseng nie als Allheilmittel oder gar als eine lebensverlängernde Essenz. Er ist auch kein Mittel gegen ein bestimmtes Leiden oder Gebrechen. Ginseng wirkt vielmehr auf den ganzen Menschen, er harmonisiert und gleicht Unstimmigkeiten aus. Darin liegt seine große Stärke, und deshalb nützt er zu jeder Zeit und in jedem Alter. Probieren Sie es doch aus.

Eine kurze Geschichte des Ginseng

Der Traum vom ewigen Leben ist so alt wie die Menschheit. In allen Ländern suchten die Menschen nach einem Lebenselixier, alle Völker kennen Legenden über einen Göttertrank, einen heiligen Gral, den Stein der Weisen und was auch immer. Und wenn schon nicht die Unsterblichkeit, dann sollte dieses Elixier wenigstens dem Menschen die Kraft geben, hundert Jahre lang gesund und kräftig zu leben und sanft zu entschlafen. Das Mittel sollte vor den Beschwernissen des Alters bewahren, Krankheiten abwehren, den Geist wach halten und die Seele vor Schatten schützen.

Heimatland Korea

In Korea erzählte man sich einst, es gebe einen Weg zum ewigen Leben. Eine Ginsengwurzel muß 300 Jahre lang ungestört wachsen. Nach dieser Zeit ist sie zu einem Wesen in Menschengestalt geworden. Dieses Wesen erhebt sich aus der Erde und nimmt den Platz zwischen Himmel und Erde ein. Sein Blut ist weiß. Wer von ihm trinkt, erhält das ewige Leben und ewige Gesundheit. Das menschenförmige Wesen aber löst sich im Himmel auf.

Pflanze des Sam

Alle anderen Ginseng-Wurzeln erhalten die Gesundheit und schenken ein langes Leben. Ginseng gilt in Korea als Pflanze des Sam, des allmächtigen Berggeistes und Herrscher über die Wälder. Nur wer würdig ist, ein gutes Herz und eine reine Seele besitzt, findet die kostbare Wurzel. Von Sams Gnade hängt es ab, ob ein Mensch, der in Sams Reich eindringt, darin umkommt oder überlebt, eine Ginsengpflanze findet oder leer ausgeht. Wilde Tiere, blutsaugende Insekten, reißende Flüsse und Naturgewalten wie Blitz und Feuer können auf Befehl Sams ungebetene Gäste vernichten. Aber Sam ist auch ein guter, gerechter Geist. Er schenkt dem Menschen eine Ginsengwurzel und damit Leben und Gesundheit. Sam belohnt den Guten und bestraft den Bösen. Wer eigennützig nach Ginseng sucht, den trifft der Fluch des Berggeistes.

Viele Geschichten von einer Begegnung mit Sam. Die Mutter eines Jungen erkrankt schwer und muß wahrscheinlich sterben. Die Familie ist arm und mittellos, keine Medizin hilft. Da verläßt der Junge sein Elternhaus und sucht nach Hilfe. In einem tiefen Bergwald stößt er auf ein altes Männlein, das den Jungen zu einer Lichtung führt. Dort sitzt Sam, der Berggeist, und zu seinen Füßen liegt ein weißer Tiger. Sam stellt dem Jungen drei Fragen; er prüft seine Ehrlichkeit und selbstlosen Absichten. Die Antworten gefallen Sam und er schenkt dem Kind eine wunderschöne alte Ginsengwurzel. Der Junge bedankt sich und eilt nach Hause. Seine Mutter ißt von der Wurzel und wird innerhalb kurzer Zeit wieder gesund. Der Junge wird später Berater am kaiserlichen Hof.

Die Ginseng-Sucher bereiteten sich Wochen vor der eigentlichen Suche auf ihre Bergwanderungen vor. Sie lebten keusch, verzichteten auf Fleisch, wuschen sich täglich und beteten zu Sam. Dann zogen sie in die tiefen Wälder. Wenn ein Sucher die Ginsengpflanze fand, dankte er zuerst dem Berggeist Sam. Dann grub er ganz vorsichtig die Wurzel aus. War ein Bach in der Nähe war, dann schaufelte er einen Graben vom Bach zur Pflanze und wartete, bis das Wasser die Wurzel freigelegt hatte. Die Wurzel legte er zwischen zwei Bretter und band sie mit einem Seidenband zusammen. Wieder zu Hause mußte der Sucher seine gesamte Ernte an die koreanischen Beamten abliefern. Eine Wurzel behielt er für sich, falls ein Mitglied seiner Familie oder ein Freund erkranken sollte.

Ginseng statt Steuern

Die Beamten brachten die Wurzel zu den Fürsten, die mit Ginsengwurzeln die Freiheit Koreas erkauften. Viele Jahrhunderte lang überreichten die koreanischen Herrscher kostbare Geschenke – Ginseng für den Kaiser von China, Ginseng für den Kaiser von Japan und Ginseng für die Herrscher der anderen Nachbarländer. Dafür ließen die machthungrigen Nachbarn die Koreaner in Ruhe. Doch die Gier nach der Wurzel mit den sagenhaften Wirkungen wuchs. Die Nachfrage stieg, die Koreaner wurden zu Steuerpflichtigen und mußten in Ginseng bezahlen. Chinesische Kaufleute kamen nach Korea und wollten mit Ginseng handeln.

Die Folgen bekamen die Ginseng-Sucher zu spüren. Immer mehr Mitglieder einer Familie machten sich wochen- und monatelang auf die Suche nach der Wurzel. Die Wege wurden länger, Überfälle auf die Sucher nahmen zu. Die einsamen Wanderer waren eine leichte Beute für die Wegelagerer, und viele wurden kurzerhand umgebracht. Unbewaffnet und mit reinem Herzen konnten sie sich nicht wehren. Als die Sucher lieber mit den Steuerbeamten stritten, als im tiefen Wald ihr Leben zu riskieren, änderten die Räuber ihre Strategie. Sie gaben ihren Opfern eine rote Fahne, so daß alle wußten, dieser Sucher hat keine Wurzeln mehr. So kamen sie zwar mit leeren Händen nach Hause, aber unversehrt. Die Sucher wurden auch raffinierter. Sie nähten die Wurzeln in ihre Kleider ein, versteckten sie im Brot, oder sie zogen sie in einem Schlitten aus Baumrinde an einem Faden hinter sich her und schlossen sich zu Geheimbünden zusammen.

Geheimnisse

So begehrt wurde Ginseng bald allgemeines Zahlungsmittel, man wog sein Gewicht mit Silber oder Gold auf. Bei kriegerischen Auseinandersetzungen ging es immer auch darum, ob in dem umstrittenen Waldgebiet Ginseng wuchs. Die Nachfrage stieg unaufhaltsam. Die Repressalien, denen die Ginseng-Sucher ausgesetzt waren, wurden immer härter. In ihrer Not begannen die Sucher, Ginseng zu kultivieren. Heimlich streuten sie Samen an Stellen aus, wo die begehrte Pflanze wild wachsen könnte. Immer wenn Sie eine Wurzel ausgruben, legten sie an der gleichen Stelle einen Samen in die Erde. Die stärksten Wurzeln pflanzten sie an einem geheimen Ort wieder ein. Die genaue Lage dieser Gärten verrieten die Sucher auf dem Totenbett an ihren Lieblingssohn oder Enkel. Es waren die am besten gehüteten Geheimnisse der damaligen Zeit.

Im Laufe der Jahre lernten die Ginseng-Sucher aus ihren vielen Fehlschlägen und Erfolgen. Sie sammelten Erfahrungen im Umgang mit Ginseng und schließlich gelang es ihnen, Ginseng auf speziellen Feldern anzubauen. Den Koreanern war etwas Unmögliches gelungen, sie hatten die „fliehende“ Wurzel des Berggeistes Sam eingefangen. Wilder Ginseng verwandelte sich in den Tiger des Berggeistes Sam, sobald man ihn falsch behandelte. Die Koreaner hatten den Tiger gezähmt.

Viele Generationen lang hielt man den Ginseng für nicht kultivierbar. Versuche, die Pflanzen auszusähen schlugen fehl. Offenbar ließ Sam sich nicht zähmen. Der Samen, der im Herbst auf den Boden fiel, keimte im Frühjahr nicht. Also pflügte man den Boden um. Irgendwann fiel jemanden auf, daß der Samen erst im zweiten Jahr einen Keimling bildet. Die Botaniker nennen das eine Keimruhe. Der Ginseng-Anbau verlangt unendlich viel Geduld, tägliche Pflege und liebevolle Handarbeit – daran hat sich bis heute nichts geändert.

Die Koreaner kennen hierzu eine Geschichte: Eine junge Frau lebte einsam und zurückgezogen. Sie hatte ihren Mann verloren und wünschte sich sehnlichst jemanden, für den sie sorgen konnte. Da hörte sich in der Nacht ein Rufen. Sie folgte der Stimme immer tiefer in den Wald hinein. Bei einer abgestorbenen Kiefer entdeckte sie eine Pflanze, von der die Stimme zu kommen schien. Es war wunderschöner Ginseng. Die Frau dankte dem Berggeist, daß er sie zu einem Wesen geführt hatte, das ihre Fürsorge brauchte. Dann grub sie die Pflanze aus und brachte sie in ihren Garten. Dies wiederholte sie, bis ihr ganzer Garten mit Ginseng-Pflanzen bewachsen war. Die größten Wurzeln grub sie aus und verkaufte sie. Die restlichen Pflanzen pflegte sie mit Hingabe.

Ginseng kommt nach China

Die kostbare Ginseng-Wurzel kam um 200 vor Christus nach China. Damals war China in mehrere Einzelstaaten zerfallen, die sich gegenseitig bekämpften. Mord, Intrigen und Kriege waren alltäglich, von außen griffen Hunnen, Mongolen und Tartaren das Land an. In dieser feindlichen Atmosphäre wurde der 13jährige Shi Huang Ti zum König des Landes Ch´in ernannt. Shi Huang Ti bestach durch seine Klugheit, und er war hart und zielstrebig. Fünfundzwanzig Jahre später hatte er seine Gegner entmachtet, alle benachbarten Reiche unterworfen, die Einheit des Landes erzwungen und sich im Jahre 221 v. Chr. zum ersten souveränen Herrscher gemacht. Shi Huang Ti nannte das Reich nach seinem Heimatland Ch´in – China. Die Staatsgeschäfte übernahm sein Berater, der Kaiser selbst widmete sich fortan der Frage, wie er sein Leben verlängern und das chinesische Reich erhalten könne.

Die Suche nach dem Elixier

Shi Huang Ti befragte Magier, Astronomen und Wahrsager, und seine Gehilfen suchten in den Schriften und Aufzeichnungen der „Gelben Kaiser“ nach dem Elixier des Lebens.

Die Chinesen verehrten drei „Gelbe Kaiser“ – Götter, die vor rund zweieinhalbtausend Jahren als Menschen gelebt hatten:

Die Heilkundler am Hofe des Shi Huang Ti probierten die Kräuter, ihre Wurzeln, Blätter, Früchte und Samen, kochten verschiedene Suppen und Brühen, mischten und kombinierten sie, und verabreichten den Sud jungen und alten, kranken und gesunden Menschen. Sie verglichen ihre Ergebnisse mit den Lehren des Laotse, befragten das I Ging, warfen Würfel und Münzen, und bedienten sich eines Orakels. Doch das Lebenselixier fanden sie nicht.

Wurzeln für den Kaiser

Schließlich blieb nur noch die Menschenwurzel – Ginseng – übrig. Die Beamten schwärmten aus und suchten in allen zweiundvierzig Provinzen des chinesischen Reiches nach Ginseng. Die Wurzeln waren kostbar und nur die besten und schönsten wurden zum Hof geschickt. Man packte jede einzelne Wurzel in Seide, schlug sie in kostbare Tücher ein, legte sie in Kästen aus Edelholz, umhüllte das Kästchen nochmals mit Seide, band es mit Kordeln zu und versiegelte es. Trotz aller Bemühungen war das Orakel immer noch nicht zufrieden. Es wies nach Norden, in die Berge des Nachbarstaates Korea. Wieder gingen Beamten los. Sie zogen nach Korea und suchten dort nach der Pflanze.

Die Koreaner ließen die Chinesen ziehen, unterstützten sie sogar bei ihrer Suche. Niemand wollte den Zorn des mächtigen Nachbarn auf sich lenken. So schickte jeder koreanische Fürst Abgesandte mit den besten Wurzeln entgegen. Wieder brachten die Beamten das Beste nach Hause, alles was das dem Leben ihres Kaisers nutzen könnte. Doch das Elixier des ewigen Lebens fanden sie nicht.

Elf Jahre lang bestand das Kaiserreich China unter Shi Huang Ti´s Alleinherrschaft. So lange suchte er nach dem Lebenselixier. Als seine Beamten mit der Wurzel aus Korea zurückkehrten, starb Shi Huang Ti – vermutlich wurde er von einem seiner zahlreichen Gegner und Feinde vergiftet.

Fünf Jahre später, 202 v. Chr., begann die Han-Dynastie. Die Koreaner brachten weiterhin Ginseng als Tribut an die Kaiser von China. Andere Kaiser kamen und gingen, das Reich zerfiel und wurde wieder vereint, eine Dynastie folgte der anderen – die Verehrung der Ginsengwurzel blieb.

Ginseng galt bald als Allheilmittel und nahm eine zentrale Stellung in der chinesischen Medizin ein. Während der Tang-Dynastie (618 - 906) stieg Ginseng zur Pflanze des Königs auf, zur Zeit der Sung-Kaiser wurde er mit Gold und Silber aufgewogen. Seit dem 10. Jahrhundert drangen vom Westen her die Mongolen nach China vor. Sie errichteten die Yüan-Dynastie (1278 - 1368), in deren Zeit Kunst und Wissenschaft aufblühten und China über Marco Polo mit dem Abendland in Berührung kam. Nach der Mongolenvertreibung herrschten die Kaiser aus dem Hause Ming (1368 - 1644) und erst im 17. Jahrhundert, unter der Herrschaft der Mandschu (1644 - 1912) öffnete sich China dem Westen. Missionare und Kaufleute kamen ins Land und schickten Berichte über die Ginsengwurzel nach Hause. Korea verschloß sich und blieb zweihundertfünfzig Jahre isoliert.

1709 schickte der Kaiser von China zehntausend Soldaten in die Wälder Koreas. Sie sollten so viele Wurzeln wie möglich auszugraben. Sechs Monate lang suchten sie die Berge ab. Das Ansehen der Wurzel stieg noch einmal, als der chinesische Kaiser K´ang Hsi 1715 jede Ginsengwurzel zu seinem persönlichen Eigentum erklärte. Wer Ginseng ohne Lizenz des Kaisers fand und ausgrub, mußte mit der Todesstrafe rechnen. Ebenso erging es denen, die zwar eine Lizenz besaßen, aber nicht jede gefundene Wurzel ablieferten. Bis zum Ende des chinesischen Kaiserreichs 1912 gab ist kaum etwas Wertvolleres als eine Ginsengwurzel. Der Jesuitenpater J. B. du Halde berichtete 1735, daß Ginseng „mindestens für das Sechsfache seines Gewichtes in Silber gehandelt wird, in Peking für das Achtfache und oft noch mehr.“

Ginseng in Europa

Sicher kannten die Europäer frühzeitig den Ginseng, zumindest hatten sie von ihm gehört. Die Römer der Antike schätzten chinesische Seide und Gewürznelken. Handelsgüter aus dem fernen Osten galten als Luxus und waren hochangesehen. Bestimmt kam damals auch die eine oder andere Ginsengwurzel nach Rom. Sie fand keine Anhänger, denn niemand wußte, ob die Wurzeln tatsächlich Ginseng sind. Außerdem war die Qualität der Wurzeln schlecht und die Fälscher hatten ein leichtes Spiel.

Erste Begegnungen

Im Mittelalter brachten die Araber die Ginsengwurzel nach Europa und zwar in das von den Mauren besetzte Spanien. Der Seefahrer Ibn Cordoba überreichte seinem Kalifen die in Holzkästen verpackte Wurzel. Seit dem 8. Jahrhundert handelten die arabischen Kaufleute mit ihren chinesischen Kollegen. Arabische Ärzte beschrieben ausführlich die Wirkungen des Ginsengs, vor allem die Stärkung der Lebensenergie und Manneskraft. Als König Ferdinand III. von Kastilien 1236 Cordoba eroberte, die Mauren vom europäischen Kontinent verjagte und das Christentum neu errichtete, fand er auch die menschenähnliche Wurzel. Er ließ das merkwürdige Ding als „maurisches Teufelszeug“ verbrennen, ganz so, wie es ihm seine Glaubensberater empfahlen.

Im 17. Jahrhundert kam der Ginseng erneut nach Europa, dieses Mal über den Seeweg um die Südspitze Afrikas. Holländische Seefahrer und Kaufleute brachten 1610 die ersten Wurzeln und den Tee in ihre Heimat. 1643 bekam der Prinz Friedrich Heinrich von Oranien das Wundermittel verabreicht. Das weiß man aus einem Brief seines Geheimsekretärs, Constantijn Huygens, an die Ehefrau des Prinzen. Darin schreibt Huygens über „die kostbare Nisin-Wurzel, die in Japan für 3000 Gulden pro Pfund verkauft wird und nur heimlich zu bekommen ist“. Damals kostete ein Pfund Gold etwa 400 Gulden. Allerdings hat jemand die Unwahrheit gesagt oder einen Wucherpreis bezahlt, denn andere Autoren nannten erheblich niedrigere Preise. Nisin entspricht der japanischen Aussprache für Ginseng. Die Niederländer hatten eine Handelsniederlassung in Nagasaki und bezogen die chinesischen Waren über die Japaner, denn zu den Chinesen hatten sie keinen direkten Zugang. Korea spielte keine Rolle, es hatte sich vollständig isoliert.

Briefe aus dem Fernen Osten

Etwa zur gleichen Zeit zogen Missionare nach China und Japan. In ihren Briefen und Berichten erwähnten sie immer wieder die sagenhafte Ginsengwurzel. Martin Martini schrieb 1655, daß „die edelste und in ganz China gepriesene Wurzel Ginseng, die bei den Japanern Nisi heißt“, aus einem Gebiet „östlich von Peking“ stamme. Martini wies auf die Ähnlichkeit zwischen Ginsengwurzel und Alraune hin und erläuterte den Namen – menschenähnliche Gestalt. Ferner schilderte er Anwendungen, medizinische Eigenschaften der Menschenwurzel, gibt die Dosierung an, etwa 2,5 Gramm täglich, und beschreibt ihre Zubereitung als Dekokt.

Einige Jahre später erschienen die Aufzeichnungen des Holländers Hendrick Hamel. Der Schiffsoffizier erzählt vom Untergang seines Schiffes und von den Abenteuern der Überlebenden in Korea. Die Mannschaft wurde dreizehn Jahre festgehalten und erlebte die exotischen Sitten und Gebräuche der Koreaner, darunter auch die Verehrung einer menschenähnlich geformten Wurzel namens San-Sam, die die Chinesen als Jin Shen oder Ginseng bezeichnen. Im Bericht über ihre Missionarsreise an den Hof des Königs von Siam bezeichneten französische Missionare die Wurzel als sehr wertvoll.

In Europa trugen fleißige Gelehrte das vorhandene Wissen über Ginseng zusammen. Sie stützten sich auf Berichte, Erzählungen, mitgebrachten Wurzeln und eigene Beobachtungen. Vieles erwies sich später als falsch. Eine erste wissenschaftliche Abhandlung über den Ginseng verfaßte in Amsterdam der Gelehrte Willem Piso. 1673 lobte Frederik Dekkers, Professor an der Hochschule Leiden, die Wirkungen des Ginsengs bei Fieber und Schwächeanfällen und ließ eine erste wissenschaftliche Arbeit über Ginseng schreiben. Sie kam zum Schluß, daß die Ginsengwurzel „das großartigste Mittel ist, um alle Krankheiten zu heilen und ihnen vorzubeugen“. Sogar an der ehrenwerten Académie Francaise des Sciences diskutierten 1697 die Gelehrten über die Wirkungen des Ginsengs auf Manneskraft und Liebeslust.

Erster Ginseng-Boom

Richtig bekannt wurde Ginseng erst durch einen Brief des französischen Jesuitenpaters Pierre Jartoux vom 12.4.1711. Jartoux lebte am Hofe des Kaisers von China in Peking und hatte den Auftrag, den Nordosten des Landes zu erkunden und zu kartographieren. Dort sah und probierte er die Ginsengwurzel. In der Mandschurei hatten Einheimische ihm vier Pflanzen gezeigt, die sie in den Bergen ausgegraben hatten. Jartoux kostete davon und eine Stunde später war seine Erschöpfung verschwunden. Der Missionar spürte die belebende, aufbauende Wirkung der Wurzel, und er berichtete voller Lob, er fühle sich deutlich gekräftigt.

Jartoux lieferte die erste richtige Beschreibung der Wurzel und schloß seinen Bericht mit: „Ich bin überzeugt, daß Ginsengwurzel in den Händen von Europäern, die etwas von Pharmazie verstehen, ein exzellentes Heilmittel sein könnte, falls sie genug davon hätten, um die notwendigen Untersuchungen durchzuführen, um auf chemischem Wege ihre Natur zu ergründen und um sie – gemäß dem Wesen der Krankheit, die sie heilen kann – mit der geeigneten Dosis anzuwenden.“

Der Bericht des französischen Jesuitenpaters Jartoux löste in Europa den ersten Boom aus. Die Europäer waren fasziniert. Zwanzig Jahre nach Jartoux schickte der Pater J. B. du Halde neue Nachrichten. Er beschrieb viele Ginseng-Rezepte und auch die Anwendungen: Schwindsucht, Durchfall, Nieren- und Blasenleiden, Gicht, Rheuma, Lepra, Nasenbluten, Völlerei, Melancholie und mehr. In Europa wurde Ginseng bald als Allheilmittel gepriesen. Vor allem in Frankreich bürgerte sich sein Gebrauch ein. Ginseng erschien in den meisten europäischen offiziellen Arzneibüchern, auch im Deutschen Reich. Sie war zwar nicht das versprochene Wundermittel, aber sie half bei vielen Beschwerden. In Holland wurde mit Ginseng gehandelt, in Deutschland erschien er in Arzneibüchern. Der Botaniker und Chirurg Albrecht von Haller lobte Ginseng als ausgezeichnetes Mittel gegen Magen- und Gedächtnisstörungen. Um die Jahrhundertwende kostete das Kilo zwischen 350 und 400 Goldmark.

Die Ostindische Kompanie begann mit Ginseng-Importen, in Frankreich übernahm die Compagnie des Indes den Handel. Parallel zur Einfuhr aus China importierte Rußland seit dem 17. Jahrhundert auf dem Landweg Ginsengwurzeln aus China. Die Nachfrage stieg, doch aus China war Ginseng kaum zu bekommen. So dauerte es nicht lange, und der preiswertere amerikanische Ginseng verdrängte den knappen chinesischen.

Nicht allzu lange und erste Kritik kam auf. Die Wurzel war sehr teuer, die Heilwirkungen minimal, zumal man Ginseng mit allerlei anderen Substanzen vermischte und der amerikanische nicht so gut wirkte. Der Leidener Professor für Medizin und Botanik Hermann Boerhaave kritisierte schon 1718: „Ich schätze die Bedeutung der Nisinwurzel nicht höher ein als die des Fenchel. Von den Reichen wird sie gebraucht gegen Herzanfälle, gegen hysterische und epileptische Anfälle, und man verspricht sich durch sie ein langes und gesundes Leben. Ich habe sie an verschiedenen Patienten ausprobiert, und was stimmt davon? Leeres Geschwätz, mehr nicht. Der (hohe) Preis ist eine Empfehlung. Teure Arzneimittel wirken nun mal besser als billige und bekannte.“

Der Pharmazeut und Mediziner Friedrich A. C. Gren schrieb 1790: Ginsengwurzeln „waren sonst in einem erstaunend hohen Preise, der aber sehr gefallen ist, seitdem man eingesehen hat, daß ihre stärkende Kraft nur eingebildet und auf eine dumme Signatur begründet war“. Um 1800 wurde Ginsengwurzel (Radix Nizin) aus den deutschen Arzneibüchern gestrichen.

Der amerikanische Ginseng

Die Geschichte des amerikanischen Ginsengs begann ebenfalls mit dem Bericht des Jesuitenpaters Jartoux. Er vermutete nämlich, daß Ginseng auch in Kanada wächst. Die Landschaft Kanadas ähnelt sehr der in der Mandschurei. Das las sein Ordensbruder Joseph Lafitau. Lafitau missionierte im Gebiet der Großen Seen bei den Irokesen, und er machte sich auf die Suche. Tatsächlich fand er die Pflanze wieder.

Eine unter vielen

Die Indianer nannten diesen Ginseng „Garent-oguen“, übersetzt Menschenbein. Andere Indianerstämme kannten die Wurzel auch: Die Ojibwa-Indianer nannten sie „Shte-na-bi-o-dzhi-bik“ – Mannwurzel, der Memomini-Stamm kannte sie als „matcetasa“ – kleiner Indianer, die Fox- oder Hesquakis als „wenani“ – Wadenbein und die Cherokesen nannten sie „atali-kuli“ – Pflanze, die die Berge hinaufklettert. Für die Indianer war Ginseng eine Heilpflanze unter vielen. Seine Bedeutung entsprach in keiner Weise der in China. Ginseng wurde gefunden in den Bergen von Ontario und Quebec, in Maine, Minnesota, in den Appalachen von Carolina bis Georgia.

Ein schwunghafter Handel begann: Ein Teil der Ware ging nach Frankreich, wichtigster Abnehmer war jedoch China. Die Chinesen zahlten den Indianern einen Franc pro Pfund und verkauften ihn in China für 100 Francs. Die Compagnie des Indes übernahm den Handel. 1720 wurde die erste Kanadische Handelsgesellschaft gegründet; ihr einziger Zweck: das Sammeln und Verschiffen von Ginseng. Ginseng stieg nach den Pelzen zum wichtigsten Handelsgut Kanadas auf. Chinesen reisten nach Kanada, um Ginseng zu kaufen. Doch der Ginseng-Rausch hielt nur kurz an. In ihrer Eile ließen die Sucher die Wurzeln nur kurz trocken, so daß sie faulten. Bald waren die Wälder geplündert, die Qualität war schlecht.

Ginseng-Geschäfte

In Nordamerika gingen die Ginseng-Sucher umsichtiger vor. Sie hatten aus den Erfahrungen in Kanada gelernt. Wenn die Trapper im frühen Herbst die Wurzeln ausgruben, legten sie Samen in die Erde um den Bestand zu sichern. Die geernteten Mengen waren erstaunlich hoch. Der Trapper Daniel Boone – er diente dem Schriftsteller James F. Cooper als Vorlage für den Abenteuerroman „Lederstrumpf“ – verlor beim Kentern seines Bootes 15 Tonnen Ginseng. Ein Jahr später bot er wieder die gleiche Menge zum Verkauf an. Das große Geschäft machten aber die Kaufleute in Holland und England. Sie kauften den Ginseng aus den Neu-England-Staaten und lieferten ihn nach China. Dafür lieferten sie den Tee aus China in die Neu-England-Staaten, für den die Siedler dazu noch Steuern zahlen mußten. Das schaffte erheblichen Mißmut und löste schließlich 1776 den Boston Tea Party und den Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg aus.

Über 100 Jahre blühte der Ginseng-Handel. Er erreichte seinen Höhepunkt erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Dann gingen auch hier die Mengen zurück und wilder Ginseng wurde knapp. Die ersten Ginseng-Kulturen entstanden und noch heute exportieren die USA diese Wurzel.

Ginseng in Japan

Auch im Inselreich Japan gedeiht eine Ginsengart. Medizinisch ist sie dem koreanischen weit unterlegen. 17727 gelang es, heimlich einige Ginsengsamen aus Korea nach Japan zu schmuggeln. Später folgten weitere Samen und einige wenige Pflanzen. Das war der Beginn des Anbaus koreanischen Ginsengs in Japan.

20. Jahrhundert

Mitte unseres Jahrhunderts erlebte Ginseng einen zweiten Boom in Westeuropa. Die internationale Forschung begann über die Inhaltsstoffe und Wirkungen der Ginsengwurzel. Ginseng wurde wieder in die meisten offiziellen Arzneibücher Europas aufgenommen. In der Bundesrepublik gelten die Wurzel und seine Zubereitungen als Arznei, die ein Arzt verschreiben kann.

Botanisches

Die Ginsengwurzel kennt jeder, doch Hand aufs Herz, würden Sie auch die Ginsengpflanze erkennen? Wahrscheinlich nicht, denn die wenigsten kennen das unscheinbare Kraut, das versteckt im Unterholz der Bergwälder gedeiht. Ginseng hat es dem Menschen nie leichtgemacht, ihn zu finden. Die Wälder waren nahezu undurchdringlich und voller Gefahren, die Pflanze selten und verborgen. Der einzige Hinweis auf das gesuchte Kraut waren bestimmte Bäume, worüber das koreanische Gedicht erzählt:

Der Stengel sind drei

Und meine Blätter sind fünffach verzweigt

Ich wende meinen Rücken zum Süden

Und schaue hin zum Norden

Wer immer mich finden will

Muß schauen nach dem Kia-Baum

Denn Kia und Ginseng verehren sich.

Ginseng gehört zu der Pflanzenfamilie der Araliacea, auf deutsch: Efeugewächse. Tatsächlich ist unser heimischer Efeu (Hedera helix) ein entfernter Verwandter des Ginseng. Die meisten der rund 700 Araliacea-Arten wachsen allerdings im tropischen und subtropischen Asien und Amerika.

So sieht Ginseng aus – ein botanischer Steckbrief

Ginseng ist eine kleine mehrjährige Pflanze. Sie grünt im Sommer und verliert im Winter ihre Blätter. Dort, wo der Stengel abfällt, entsteht eine ringförmige Narbe. An der Anzahl der Narben kann ein Ginseng-Kenner das Alter der Wurzel ablesen. Manche Wurzeln sollen hundert Jahre und älter geworden sein. Im Frühjahr treibt die Wurzel wieder aus. Nach und nach müßte die Wurzel aus der Erde heraus an die Oberfläche kommen, doch sie zieht sich jedes Jahr um die Länge der Knospe in den Boden zurück – die Chinesen sagen: „sie flieht vor dem Menschen“.

Man findet Ginseng-Arten in weiten Teilen Asiens und Nordamerikas. Er gedeiht zwischen Nepal und Korea, vom Himalaya bis in die Mandschurei, in Sibirien, Japan, Kanada und in den Vereinigten Staaten. Der kostbare Panax ginseng hat seinen natürlichen Standort in den tiefgründigen, schattigen Bergwäldern der koreanischen Halbinsel und der Mandschurei sowie im Grenzgebiet zu Sibirien.

Pflanze: Die Pflanze wird etwa 30 - 60 Zentimeter hoch; der runde, kahle Stengel wächst aufrecht und verzweigt sich kaum. Nur die Wurzel überwintert und treibt im Frühjahr eine neue Knospe aus. Wilder Ginseng kann bis zu 40 Jahre alt werden. Manche Ginseng-Experten wollen noch ältere Pflanzen gefunden haben.

Blätter: Jeder Ast trägt vier bis fünf Blätter. Sie erinnern an ein Ahorn- oder Kastanienblatt. Jedes Blatt ist geteilt in drei große und zwei kleine Blättchen, wie eine Hand in drei lange Finger, einen kleinen Finger und den Daumen. Botaniker nennen geteilte Blätter gefiedert. Die einzelnen Blättchen sind eiförmig, am Rande gesägt und sitzen an einem langen Stiel.

Blüten: Sie sind grünlich bis hellgelb, unscheinbar und bilden eine Dolde. Jede Dolde trägt 15 bis 30 Blüten mit je fünf Staub-, Kelch- und Kronblättern. Ginseng blüht im Juni und Juli, danach reifen kleine, etwa erbsengroße leuchtend rote Beeren heran. Ginsengsammler nennen die Früchte wegen ihrer Farbe auch „bunter Hahn“ oder „Feuerwerksfrüchte“. Vögel fressen die Beeren und verbreiten mit ihrem Kot den Ginseng-Samen.

Wurzel: Nach vier bis sechs Jahren gilt die Wurzel als ausgewachsen. Sie ist dann 8 bis 20 Zentimeter lang und etwa zwei Zentimetern dick, also verhältnismäßig groß. Der obere Teil ist knotig und runzelig, etwa ab der Mitte teilt sich die Hauptwurzel in zwei bis fünf dünnere Neben- und zahlreichen Haarwurzeln und wird fast glatt. Die Rinde ist hellgelb bis hellbraun und enthält kleine orangerote Harzbehälter. Ihr Inneres ist weiß bis gelblich und hornartig hart und spröde.

Der Name: Panax ginseng C. A. Meyer

Sein offizieller Name lautet Panax ginseng C. A. Meyer. Panax kommt aus dem Griechischen und setzt sich zusammen aus pan = alles und akomai = ich heile. Panax bedeutet folglich „ich heile alles“. Panakeia hieß auch eine Tochter des griechischen Heilgottes Asklepios oder Äskulap. Man erzählte, ihre außerordentliche Schönheit wirke auf sämtliche Männerkrankheiten heilend. Der Eid des Hippokrates beginnt auch mit „Ich schwöre bei Apollon dem Arzt und Asklepios und Hygieia und Panakeia und allen Göttern und Göttinnen, sie zu Zeugen anrufend, daß ich erfüllen will nach meinem Können und Urteil diesen Eid und diesen Vertrag.“ Mit Panacea bezeichnet man ganz allgemein Kräuter, die als Allheilmittel gelten.

Ginseng leitet sich Chinesischen ab von jen oder ren = Mensch und shen = Wurzel, es heißt aber auch „Kristallisierung des innersten Wesens der Erde“. Shen ist Namensteil vieler Arzneiwurzeln. Ginseng bedeutet soviel wie Menschenwurzel. Südchinesen sprechen Ginseng etwas anders aus: shin seng, und selbstverständlich gab und gibt es eine Vielzahl an regionalen und volkstümlichen Bezeichnungen, etwa shen tsao – göttliches Kraut. In Japan heißt Ginseng Nizin.

Ihren ersten wissenschaftlichen Namen erhielt die Pflanze vom deutschen Botaniker Theodor Nees von Esenbeck. Er lieferte 1832 die erste wissenschaftliche Beschreibung des Ginsengs und taufte ihn „Panax schinseng var. coraiensis Nees“. Zehn Jahre später untersuchte Carl Anton von Meyer (1795 - 1855), damals Direktor des Botanischen Gartens in St. Petersburg, den Ginseng und nannte ihn „Panax ginseng C.A. Meyer“. Möglicherweise wußte er nichts von der Beschreibung durch Nees von Esenbeck; jedenfalls setzte sich sein Name international durch und gilt heute als korrekt.

Ginseng ist nicht gleich Ginseng: Die Arten

Die Botaniker unterscheiden neben der Art Panax ginseng noch mindestens fünf weitere Ginsengarten. Dazu kommen etliche geographische Varianten, so daß man rund fünfhundert verschiedene Ginsengarten aufzählen könnte. Medizinisch bedeutend sind die wenigsten. Das ist zunächst der echte oder koreanische Panax ginseng, dann der Panax quinquefolius aus Nordamerika. Alle anderen dienen als mehr oder weniger guter Ersatz für den echten Ginseng, sind aber nie gleichwertig.

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Erscheinungsform
Originalausgabe
Erscheinungsjahr
2015
ISBN (ePUB)
9783959120159
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2015 (März)
Schlagworte
Homöopathie Gesundheit Kräuter Heilkräuter
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Titel: Die heilende Kraft des Ginseng - Inhaltsstoffe, Wirkung, Anwendung